Das Bundesinnenministerium hatte im Frühjahr beschlossen, die Sportförderung für den Deutschen Schachbund ab dem kommenden Bundeshaushalt 2014 einzustellen. Damit drohte dem organisierten Schach in Deutschland im Extremfall fast das Ende. Während sich der Großteil der Schachspieler bereits auf Nothaushalte einstellte, gingen drei streitbare Schwaben zu Werke.
Anfang Juni hat dann der Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages, maßgeblich aufgrund des Engagements von Martin Gerster (Biberach/SPD) und Norbert Barthle (Schwäbisch-Gmünd/CDU), die Weiterförderung des Schachsports in Deutschland durchgesetzt und damit die Schachspieler gerettet.
Das Innenministerium (BMI) berief sich auf die neue Definition des Sports als "eigenmotorische Leistung", sprach selbige dem Schachspiel ab und ignorierte auch die ausdrückliche Beschlußlage des Deutschen Olympischen Sportbundes. Dieser hatte sich eindeutig für eine Aufnahme des Deutschen Schachbundes (DSB) in die Liste der förderwürdigen Verbände ausgesprochen. Die Förderung durch das BMI belief sich bislang auf jährlich 130.000.- Euro. Dieser Betrag erscheint vergleichsweise nicht übermäßig groß zu sein, ist für die deutschen Schachspieler aber überlebensnotwenig. Daher traf die BMI-Entscheidung, zukünftig dauerhaft die Förderung einzustellen, das Schach hart. Im November 2011 war Deutschland noch sensationell Mannschaftseuropameister geworden, nun bestand sogar die Gefahr, daß im Zuge dieser Entscheidung auch andere Gebietskörperschaften, wie z.B. die Bundesländer, ihre Zuschüsse einstellen. In dieser existenzbedrohenden Lage plante der DSB daher bereits einen Nothaushalt, der die Entlassung des Bundestrainers vorsah und u.a. beinhaltete, die "Jugend trainiert für Olympia" Komponente und die Teilnahme an den Jugendweltmeisterschaften abzusagen. Während sich fast alle Landesverbände damit abgefunden hatten, sollten drei umtriebige Schwaben auf unterschiedlichen Ebenen aktiv werden und so im Bundestag in letzter Minute für eine überraschende Wende sorgen.
Der Bezirksleiter Oberschwaben im Schachverband Württemberg, Werner Dangelmayer (TSV Reute/TG Biberach), hatte eindringlich versucht, einige Bundestagsabgeordnete und insbesondere die Vertreter des Wahlbezirks Biberach, Josef Rief (CDU) und Martin Gerster (SPD), auf das Problem und die Konsequenzen für das deutsche Schach aufmerksam zu machen. Gerster, vor knapp 30 Jahren selbst Teilnehmer bei der Biberacher Schachstadtmeisterschaft, erwies sich dabei für Dangelmayers Sorgen als der richtige Mann am richtigen Ort. Dem zuständigen Berichterstatter im Haushaltsausschuß des Bundestages gelang es, den haushaltspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Norbert Barthle (Wahlbezirk Schwäbisch-Gmünd/Backnang), für das Problem zu sensibilisieren und auf seine Seite zu ziehen. Gemeinsam schafften es die beiden Schwaben in Berlin "in nicht immer ganz einfachen Diskussionen" (Gerster) in der Nacht zum 06. Juni das BMI per Haushaltsauschußbeschluß dazu zu verpflichten, die Schachförderung für dieses und die nächsten Jahre in der alten Höhe aufrecht zu erhalten.
Barthle konnte erfreut die unerwartete Neuigkeit am 06. Juni verkünden. Gerster bestätigte die Weiterförderung in einem Schreiben an den Präsidenten des DSB, nicht ohne dabei ausdrücklich auf den Einsatz von und seine Sensibilisierung durch Dangelmayer zu verweisen. Die drei Schwaben dürften damit als recht ungeahnt erfolgreiche Graswurzelbewegung den deutschen Schachsport – und vor allem dessen Jugendarbeit – in der bisherigen Form gerettet haben.
Das kleine Dorf Birkenhard zeichnete sich kürzlich durch eine beeindruckende Schachkompetenz aus. Beim 17. Gehrenberg Schnellschachopen in Markdorf lagen gleich drei Birkenharder ganz weit vorne.
Schachbiber Rainer Wohlfahrt (6/7) verpaßte den Sieg nur hauchdünn und kam punktgleich hinter IM Zaitsev (RUS) und GM Lanka (LET) auf Platz 3. Andreas Schulze (5/7) wurde starker Achter und Frank Wohlfahrt (4,5/7) komplettierte als guter 19. im 77-köpfigen internationalen Feld das ausgezeichnete Abschneiden. Dazwischen lagen noch die „Schwarzwald-Biberacher“ Holger Namyslo (13.) und Klaus Bräunlin (15.).
Dirk Schindler