TG-Bericht 03/2021 home


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Holger Namyslo verpaßt Deutsche Seniorenmeisterschaft nur knapp

Holger Namyslo ist der langjährige Macher und Motor der Schachabteilung – und (auf dem Papier) nun in der „echten“ Seniorenklasse 65+ angekommen. Er ließ es sich Ende Juli nun nicht nehmen, in dieser Altersklasse die Farben der TG Biberach bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften zu vertreten. Das Turnier hatte ein strenges Hygienekonzept: Nur geimpfte, getestete oder genesene Teilnehmer und außer am Brett stets Maskenpflicht. Die Klasse 65+ war dennoch (oder deswegen?) illuster besetzt und wies an der Spitze der Setzliste mit Evgueni Chevelevitch, Yuri Boidman und Boris Khanukov gleich drei internationale Titelträger aus. Namyslo lag in der Setzliste nur auf dem 25. Rang. Er brennt aber weiterhin fürs Schach und rechnete sich gute Außenseiterchancen auf eine vordere Plazierung aus. Der Turnierverlauf wurde jedoch auch für ihn zur Überraschung, lag er nach sieben von neun Runden doch gar an der Spitze und verpaßte den Titel am Ende als Fünfter nur hauchzart um einen halben Punkt.
Nach zwei Favoritensiegen zum Auftakt zerstörte Namyslo mit seinem vollen Punkt die Hoffnungen der Deutschen Seniorenblitzschachmeisterin Anett Wagner-Michel auf die Frauenmeisterschaft auch im „Langschach“. Nach zwei Punkteteilungen in den folgenden Runden hielt Namyslo zur Halbzeit bei 4 von 5 Punkten und tauchte nach Runde 5 erstmals namentlich als „Verfolger“ im Turnierbulletin auf. Seine Reise war jedoch noch nicht zu Ende, ließ er in den Runden 6 und 7 doch noch zwei sichere Siege folgen. Damit lag der Biber zwei Runden vor Schluß zusammen mit Topfavorit IM Chevelevitch und Werner Szenetra (je 6/7) an der Spitze.
Allerdings mußte Namyslo mit den schwarzen Steinen in der Vorschlußrunde die Waffen gegen IM Boidman strecken und ging mit einem halben Punkt Rückstand ins Turnierfinale.

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Bärenstark (und ausnahmsweise ohne Maske) am Schachbrett: Holger Namyslo
Fotograf: Deutscher Schachbund

Mit einem Abschlußsieg wahrte Namyslo seine Chancen, konnte in der Endabrechnung den Rückstand auf Ralf-Axel Simon (SF Hannover) und IM Chevelevitch (SK Hamburg) jedoch nicht mehr wettmachen. Mit sieben Punkten kam der Biber punktgleich mit dem Dritten Clemens Werner (SK Ettlingen) als sehr starker Gesamtfünfter ein. Hinter ihm blieben etliche Mitfavoriten, darunter Boidman und Khanukov. Zum Turniersieg fehlte wirklich nur ein halber Punkt, da Namyslo die bessere Feinwertung als die beiden Topplazierten hatte. Wie stark die Leistung war, wird auch bei einem Blick auf die Auswertung der Deutschen Wertungszahl (DWZ) deutlich. Der Biberacher erbrachte im Turnier eine Leistung von 2312 DWZ, die Zweitbeste im Turnier, und knüpfte dabei nahtlos an vorherige Glanzzeiten an. Die Farben der TG Biberach in der Altersgruppe 50+ vertraten Eugen Röttinger und Karl Heiler. Als 27. der Setzliste lag Röttinger (5/9) am Ende 2,5 Punkte hinter dem überlegenen Seniorenmeister (50+) GM Henrik Danielsen (SF Schwerin) und wurde in dem stark besetzten Feld auch 27. von 68 Teilnehmern. Heiler (4/9) verbesserte sich von Setzplatz 52 auf Endrang 46. Beide Spieler können mit ihrem Abschneiden sehr zufrieden sein, lag ihre Turnierleistung doch deutlich über ihren DWZ.


Schachabteilung geht gut gerüstet in eine völlig unklare Saison

Ende September wird (oder: soll) der reguläre Ligabetrieb im Schachsport in Württemberg wieder beginnen. Der Württembergische Schachverband hat ein aufwendiges Hygienekonzept erarbeitet und hofft, daß kein erneuter Lockdown die Saisonplanung durchkreuzt. Allerdings ist nicht nur unklar, ob kleinere Vereine alle Anforderungen an die Räumlichkeiten erfüllen können, vielmehr ist noch immer unklar, ob alle Vereine mit vollzähligen Mannschaften antreten können. Etliche Schachspieler sind über die Coronalage weiterhin besorgt, andere sind hingegen mit dem Hygienekonzept unglücklich. Die effektiven Aufstellungen und Spielstärken der Vereine (vor allem in den unteren Klassen) dürften damit zu echten Wundertüten werden.
Die Schachabteilung sollte für die Herausforderungen einer schwierigen Saison gut gerüstet sein. In der Oberligamannschaft werden zwar ein paar Spieler aus privaten Gründen pausieren, dennoch ist die „Erste“ Dank spielstarker Neuzugänge schlagkräftig. Von Weiße Dame Ulm kommt Marius Deuer. Der 13-jährige gilt als eines der größten deutschen Schachtalente seiner Generation, ist bereits Fidemeister, schlug 2020 seinen ersten Großmeister und wurde letztes Jahr Dritter der Deutschen Jugendmeisterschaft – bei der U16 wohlgemerkt. Hinzu kommen zwei Rückkehrer. Achim Engelhart kehrt nach vielen Jahren bei den Topmannschaften Post Ulm und SV Jedesheim nach Biberach zurück. Gleiches gilt für Markus Mock, der bis Anfang der 90er für die Erste spielte, dann beruflich in die USA ging und sich später in Bayern niederließ. Mit diesen Verstärkungen plus Vadim Reimche, der aus der Zweiten hochgezogen wird, müßte man für die 3. Liga gut gerüstet sein.
In der Zweiten wiegt der Verlust von Reimche schwer. Nach dem unglücklichen Landesligaabstieg blieben aber alle Spieler an Bord und sollten auch trotz der Coronaeinschränkungen spielklar sein. Zudem konnte Denys Romanov als „zugezogener“ Biberacher für die TG gewonnen werden. Damit kann die TG II in der Bezirksklasse auf jeden Fall um den direkten Wiederaufstieg mitspielen. Wie die Saison wirklich läuft, muß dann – ebenso wie bei den weiteren Biberacher Mannschaften – die Zeit (und die Coronapolitik) zeigen.

Verfasser: Dirk Schindler