Mit Beginn der vergangenen Saison hatte der Schachbezirk Oberschwaben die E-Klasse als Perspektivliga eingeführt. Die Besonderheit ist, daß es sich hier um Mannschaften mit vier Spielern, statt wie üblich acht, handelt. Das erklärte Ziel lautet, sowohl dem Nachwuchs als auch sonstigen Anfängern und Neueinsteigern sowie den Ersatzspielern der Mannschaften in den anderen unteren Ligen die Möglichkeit zu geben, mehr Turnierschach zu spielen und Wettkampfpraxis zu sammeln. Die Schachabteilung nutzte dieses neue Konzept, um wieder eine Nachwuchsmannschaft aufzustellen. Betreut durch Rainer Birkenmaier und Felix Funk kamen fünf Youngster im rotierenden System zum Einsatz, und der Nachwuchs wußte zu beeindrucken. Die Formation mit Jonathan Engert, Norbert Jäger, Benedikt Pfeifer, David Hirner und Eray Cerit dominierte von Anfang an die Liga und übertraf mit ihren Ambitionen und Leistungen alle Erwartungen. Als TG Biberach IV wurden erst zwei 4:0-, dann zwei 3:1-Kantersiege gefeiert. In Runde 5 kam es gegen die SF Vöhringen III zur Reifeprüfung. In einem engen Match sicherten sich die Biber dank starker Leistungen von Engert und Jäger an den vorderen Brettern ein 2:2 Unentschieden gegen den direkten Verfolger. Auch das nachfolgende Spiel gegen den SV Thalfingen II verlief spannend, wurde aber mit 2,5:1,5 verdient gewonnen. Damit stand das Perspektivteam bereits eine Runde vor dem Saisonende als Überraschungsmeister fest. Zum Abschluß gab sich der Nachwuchs dennoch keine Blöße und überrollte den Tabellenzweiten TSV Westerstetten II mit 3,5:0,5. Mit 13:1 Mannschafts- und 22 von 28 möglichen Brettpunkten hatte die Vierte am Ende vier Punkte sowie fünf Brettpunkte Vorsprung auf den Zweitplazierten. Die sagenhafte Brettpunktausbeute von knapp 80% beruht dabei auf einer geschlossen starken Mannschaftsleistung, bei der alle Spieler positive Einzelbilanzen aufweisen. Nicht verwunderlich ist daher auch, daß alle Jungbiber in der Topscorerwertung der Liga weit vorne liegen. Primi inter pares in der Biberacher Mannschaft sind Jonathan Engert, dem mit sieben Punkten aus sieben Einsätzen das Kunststück einer perfekten Saison gelang, und Norbert Jäger (5,5/6). Zur neuen Saison rückt die Mannschaft gleich mehrere Ligen auf und wird, verstärkt um Felix Funk, in der B-Klasse der Südstaffel antreten.
Beim Turnier 2015/16 holte sich Albrecht Weidel mit acht Punkten aus neun Runden erstmals den Biberacher Stadtmeistertitel. Doch trotz der konstant starken Leistung des Oberligaspielers kam es zu einem spannenden Turnierverlauf. Mit knappem Rückstand klassierten sich nämlich die weiteren Oberligaspieler Holger Namyslo und Rainer Birkenmaier (je 7,5 Punkte) auf den Podestplätzen. Zur Turniermitte sah es bereits nach einer unerwarteten Vorentscheidung aus. Serienmeister und Titelverteidiger Namyslo hatte in Runde 3 ein überraschendes Remis gegen Philipp Müller (Weingarten) hinnehmen müssen, während Weidel im Spitzenspiel der vierten Runde überraschend klar gegen Birkenmaier gewann. Mit einem Erfolg gegen Namyslo in Runde 5 wäre Weidel wohl uneinholbar in Front gelegen. In einer hochspannenden Partie bewies der Titelverteidiger aber die besseren Nerven, gewann und setzte sich selbst an die Spitze. Als alles nach dem üblichen Turnierverlauf aussah, mußte Namyslo allerdings über ein Remis gegen Birkenmaier froh sein und ließ beim völlig unerwarteten Remis gegen einen starken Felix Funk schließlich in der Vorschlußrunde entscheidend Federn. Weidel setzte seine Siegesserie hingegen weiter fort und sicherte sich mit seiner Konstanz verdient die Krone. Funk ließ derweil nicht nur gegen Namyslo aufhorchen, sondern spielte insgesamt ein starkes Turnier und fand sich als Gesamtsechster in einer Fünfergruppe wieder, deren Mitglieder bei je 5,5 Punkten die Plätze 4 bis 8 untereinander aufteilten. In dieser Gruppe befinden sich außerdem Walter Scherer als neuer Seniorenmeister und Andreas Ege als neuer Amateurmeister. Scherer hatte sich lange mit einer Vielzahl an Konkurrenten ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, ehe er sich im Schlußspurt entscheidend absetzen konnte und vor Klaus Heinrich (Weiße Dame Ulm) und Reinhard Schätzle (Steinhausen) mit je 4,5 Punkten hochverdient den Seniorentitel gewann. Ege spielte im Turnierverlauf konstant, arbeitete sich in einer in den ersten zwei Turnierdritteln völlig offenen Sonderwertung immer weiter nach vorne und ließ sich am Ende die Führung nicht mehr nehmen. Mit einem abschließenden Überraschungssieg gegen den klar favorisierten Obersulmetinger Richard Maucher sicherte er sich die verdiente Krönung als bester Spieler der unteren Hälfte der Setzliste knapp vor Edwin Penteker (Reute), der sich mit fünf Punkten und Rang 11 zur zweiten Turnierüberraschung mauserte. Beim Anfängerpreis konnte David Hirner, mit weitem Abstand der jüngste Turnierteilnehmer, seinen Titel nicht verteidigen. Benedikt Pfeifer (3/9) lag mit starker Leistung hier lange in Front, ehe Jonathan Engert ihn im direkten Duell deutlich bezwang und sich mit guten 3,5 Punkten im Schlußspurt doch noch die Sonderwertung holte. Für die kommende Stadtmeisterschaft besteht die Hoffnung, daß noch mehr Spieler aus dem erweiterten Umfeld der Perspektivmannschaft teilnehmen und beim Anfängerpreis ein Wörtchen mitreden werden.
Die neue Stadtmeisterschaft beginnt diesen Freitag, 16. September. Die letzten Jahre haben gezeigt, daß das Turnier ob seiner Überraschungen für Jedermann attraktiv ist. Kurzentschlossene Teilnehmer sind herzlich willkommen. Ein nachträgliches Einsteigen ist außerdem bis spätestens Freitag, 30. September, nach vorheriger Rücksprache möglich. Die zweite Runde wird am 21. Oktober gespielt, danach geht es für jeden Teilnehmer im Drei- bis Vierwochentakt bis zum 07. April 2017 über neun spannenden Runden. Weitere Informationen sind unter biberach-riss.schachvereine.de/ sowie bei Turnierleiter Rainer Birkenmaier (rainer-birkenmaier@t-online.de bzw. 0171/2648044) verfügbar.
Dirk Schindler