Vom 17. bis 20. Mai fanden in Biberach/Warthausen die Einzelmeisterschaften des Bezirks Oberschwaben statt. Mit 98 Teilnehmern war das Turnier erneut mit Abstand das größte unter den Bezirken im Verband Württemberg, gleichzeitig mußte sich auch die Setzliste nicht vor dem Württembergischen Kandidatenturnier verstecken und nebenbei verlief sowohl das A- als auch das B-Turnier so spannend und dramatisch wie lange nicht. Nachdem die SF Ravensburg als eigentlich vorgesehene Ausrichter das Turnier aus organisatorischen Gründen sehr kurzfristig zurückgeben mußten, sprang die Schachabteilung der TG Biberach ein und stampfte die komplette Organisation binnen weniger Wochen aus dem Boden. Dabei entpuppte sich die Kooperation mit dem Knopf&Knopf in Warthausen als Glücksfall, da sich der Knopfstadel mit Nachbarschaft zum Öchsle als attraktiver und auch kulinarisch hochwertiger Austragungsort erwies. Obwohl die BEM im Kreis Nord stattfanden, schickten die Südvereine Lindau, Tettnang und Wangen die größten Bataillone, vom Kreis Nord war, neben dem Ausrichter selbst, Laupheim am stärksten vertreten. Die Laupheimer haben sich mittlerweile zu einer Hochburg im Schulschach gemausert, waren kürzlich bei den Deutschen Schulmeisterschaften erfolgreich und schickten auch bei der Oberschwäbischen eine große Abordnung an Nachwuchshoffnungen ins Rennen.
Im A-Turnier war Holger Namyslo nicht nur Hauptorganisator und Titelverteidiger, sondern auch Topfavorit der Setzliste. Allerdings stand starke Konkurrenz durch den Tettnanger Jürgen Längl zu erwarten, zudem gab es mehrere Geheimfavoriten, darunter die Ravensburger Vadim Reimche, vor kurzem Biberacher Stadtmeister geworden, und Albrecht Weidel, sowie den Ulmer Oberligaspieler Achim Engelhart - und Roland Meyer (Vöhringen), der in den letzten Jahren immer knapp an einer großen Überraschung gescheitert war. In den ersten Runden wechselten sich Meyer, Namyslo und Längl mehrfach als Führende ab, doch als Längl in der Vorschlußrunde gegen Namyslo gewann, schien eine Vorentscheidung gefallen. Vor der letzten Runde lagen Längl und Reimche gemeinsam mit einem halben Punkt in Front, mußten aber dann doch Abschlußniederlagen gegen Engelhart bzw. Meyer einstecken. Nachdem Namyslo gegen Weidel nicht über ein Remis hinauskam, sicherte sich Meyer mit 5 Punkten aus 7 Runden seinen verdienten ersten Bezirksmeistertitel. Auf Platz 2 schob sich noch Namyslo, der vor Längl und Reimche ein Feld von sieben Spielern mit 4,5/7 anführte.
Noch enger verlief der Zieleinlauf im B-Turnier, bei dessen erster Runde gleich die ersten drei der Setzliste überraschende Niederlagen einfahren mußten. Besonders bemerkenswert war dabei der Sieg des Weingartner Unikats Peter Heil (DWZ 1636), der seine Erfolgsserie des Vorjahres fortsetzte und gegen Topfavorit Michael Thevessen (DWZ 2094) aus Laupheim gewann. Im Turnierverlauf kamen dann mit Wolfgang Betzen (Wangen) und Luzia Sander (Biberach) zwei Spieler ins Rollen, die zuvor keiner so richtig auf der Rechnung hatte. Außer einem Remis im direkten Vergleich gaben beide nur noch einen weiteren halben Punkt ab und dominierten das Turnier mit phänomenalen 6/7 Punkten. Bei gleichem Buchholz (30,5) entschied am Ende mit 200,5 zu 199,5 Sonneborn-Berger Score (Punkte der Gegner der Gegner) ein Hauch von Nichts zu Gunsten von Betzen. Nicht vergessen werden darf darüber hinaus Roman Zeller, der in der dritten Mannschaft von Friedrichshafen antritt und sich im Schatten der Führenden ebenfalls 6/7 erspielte, auf Platz 3. Vierter wurde Thevessen (5,5/7) gefolgt von einem Block mit 19 (!!) Spielern, der von Philipp Müller (Ehingen) angeführt und von Andreas Ege (Biberach) als 23. abgerundet wurde und durchweg 4,5/7 Punkte aufweist. Einer kleinen Sensation kommt angesichts des Starterfelds auch der sechste Gesamtrang von Peter Heil gleich, der sich damit den letzten Startplatz fürs nächste A-Turnier sicherte.
Bei den Sonderwertungen gab es zwei Doppelsieger: Bei der Frauenwertung traf Sander mit Ute Jusciak (Wangen) und Heidi Fischer (Blaustein) zwar auf ebenfalls schon mehrfach gekrönte Konkurrenz und mit Martina Heil (Wetzisreute) auf eine starke Geheimfavoritin, mit ihren sechs Punkten lag die Biberacherin aber am Ende klar vor Heil (3,5/7).
Die Seniorenwertung gewann hingegen Gesamtsieger Betzen aus Wangen gleichfalls deutlich vor Klaus Heinrich (4,5/7) von Weiße Dame Ulm auf Platz 11.
In der Jugendwertung lieferten sich Philipp Gleich und Martin Specht (beide Lindau) ein Kopf-an-Kopf-Rennen und wurden dabei von Florian Benkö (Tettnang) verfolgt. Nachdem beide Lindauer sich in ihren Abschlußpartien mit Remis begnügen mußten, nutzte Benkö (DWZ 1386) die Chance, mit einem Sieg in der letzten Runde gleichzuziehen. Bei je starken 4,5 Punkten lag er als Gesamtachter (!) am Ende Dank gleichem Buchholz (29) und 180 zu 179,5 Sonneborn-Berger-Punkten einen Rang vor Specht, während Gleich 13. wurde.
Das gelungene Turnier endete schließlich mit einer schönen Siegerehrung durch Bezirksspielleiter Reinhard Nuber, dessen lobenden Worten für die Ausrichter sich alle Teilnehmer gerne anschlossen. Besonders hervorzuheben ist dabei die kompetente und unaufgeregte Turnierleitung durch Abteilungsleiter Richard Winter und Ingo Rembach (TSV Reute), die keinen einzigen Streitfall zu vermelden hatten, sowie die EDV-Betreuung des Turniers und die zügigen Auslosungen durch Reinhard Zielke und Frank Wohlfahrt. Alle zusammen freuen sich außerdem auf ebenso erfolgreiche Meisterschaften im nächsten Jahr, die anläßlich des 50-jährigen Vereinsjubiläums in Blaustein stattfinden werden.
1. Roland Meyer |
SF Vöhringen |
5,0 / 29,0 |
2. Holger Namyslo |
TG Biberach |
4,5 / 30,5 |
3. Jürgen Längl |
SC Tettnang |
4,5 / 29,0 |
4. Vadim Reimche |
SF Ravensburg |
4,5 / 29,0 |
5. Achim Engelhart |
Post SV Ulm |
4,5 / 29,0 |
6. Rainer Wohlfahrt |
TG Biberach |
4,5 / 27,0 |
7. Marc Kreuzahler |
SC Tettnang |
4,5 / 25,5 |
8. Albrecht Weidel |
SF Ravensburg |
4,5 / 25,0 |
9. Rainer Wolf |
Weiße Dame Ulm |
4,0 / 26,5 |
10. Thomas Herz |
TSV Laichingen |
4,0 / 25,0 |
1. Wolfgang Betzen |
SC Wangen |
6,0 / 30,5 |
2. Luzia Sander |
TG Biberach |
6,0 / 30,5 |
3. Roman Zeller |
SV Friedrichshafen |
6,0 / 26,0 |
4. Michael Thevessen |
SC Lauüheim |
5,5 / 29,0 |
5. Philipp Müller |
SC Ehingen |
4,5 / 33,0 |
6. Peter Heil |
SV Weingarten |
4,5 / 33,0 |
7. Matthaeus Jacob |
TSV Laichingen |
4,5 / 30,0 |
8. Florian Benkö |
SC Tettnang |
4,5 / 29,0 |
9. Martin Specht |
SC Lindau |
4,5 / 29,0 |
10. Daniel Zuger |
TG Biberach |
4,5 / 28,5 |
Sämtliche Einzelergebnisse, die Fortschrittstabellen und die Endtabellen des diesjährigen Turniers finden sich übrigens im Internet auf der Homepage der TG Biberach unter www.biberach-riss.schachvereine.de.
Die erfolgsverwöhnte Schachabteilung konnte dieses Jahr zwar "nur" einen Titelgewinn durch Sander bei den Frauen einfahren, kann aber dennoch höchstzufriedenzufrieden auf ein erfolgreiches Turnier zurückblicken. Neben den beiden tollen zweiten Plätzen (die gleichzeitig nur knapp den verpaßten Titelgewinn im A- bzw. B-Turnier bedeuten), schlugen sich auch die weiteren Biberacher sehr tapfer. Im A-Turnier spielten insbesondere Rainer Wohlfahrt und Dirk Schindler ebenfalls ein sehr starkes Turnier, ehe sie sich in der letzten Runde zu einem "unnötigen" Show-down gegenüberstehen mußten. Favorit Wohlfahrt behielt die Oberhand und sicherte sich dadurch -- bei 4,5/6 punktgleich mit dem Zweiten Namyslo -- einen überzeugenden sechsten Platz. Schindler fiel in der Schlußwertung hingegen zurück, darf sich aber mit 3,5 Punkten gegen sehr starke Gegner ebenfalls über eine sehr ordentliche Leistung freuen. Das gute Biberacher Abschneiden im A-Turnier komplettierte Adrian Stehr, der als 24. und Letzter der Setzliste stark aufspielte, sich drei Punkte sicherte und mit toller Leistung auf Platz 18 mehrere arrivierte und höherklassige Gegner hinter sich ließ. Besonders erfreulich aus Biberacher Sicht war im B-Turnier zudem die Leistung der Nachwuchshoffnung Daniel Zuger, gegen den B-Turniersieger Betzen nur mit viel Glück Remis hielt und der Frauenmeisterin Sander beinahe ins Straucheln gebracht hätte. Am Ende lag Zuger bei drei Siegen und nur einer Niederlage in den sieben Runden auf Platz 10. Neben den sportlichen Erfolgen heimste die Schachabteilung auch viel Lob für die Turnierorganisation und -durchführung ein, der man das Einspringen als "Notnagel" nicht anmerkte. Ermöglicht wurde dies durch den vorbildlichen Einsatz zahlreicher Biberacher (sowie zweier Reuter) Helfer und die tolle Unterstützung durch das Knopf&Knopf.