Die Saison 2017/18 brachte für die Teams der TG Biberach ein nervenaufreibendes Auf und Ab. Dabei wußte die zweite Mannschaft als vermeintliches Sorgenkind positiv zu überraschen, während sowohl die Erste als auch die Dritte als eigentliche Geheimfavoriten zwischenzeitlich in arge Abstiegsnöte gerieten.
In der vorherigen Saison hatte die erste Mannschaft die beste Leistung der Vereinsgeschichte
hingelegt gehabt und war nur äußerst knapp und unter seltsamen Umständen am Aufstieg in die
zweite Bundesliga gescheitert. Nachdem mit Rückkehrer Wolfgang Mack spielstarke Verstärkung
gewonnen werden konnte und keine Abgänge zu verzeichnen waren, hofften die Schachbiber
auf die nächste Überraschung und eine weitere Saison an der Spitze der dritten Liga.
Zum Auftakt gab es ein hart umkämpftes 4:4 gegen den SK Bebenhausen, das im Vergleich
zum Vorjahr eine Verbesserung darstellte. Man war im Plan. In Runde 2 gastierte jedoch der
SV Jedesheim in Biberach und brachte quasi seine gesamte Legionärstruppe mit. Gegen den
Ligafavoriten boten die Biber einen großen Kampf und verpaßten beim 3:5 einen zählbaren
Erfolg nur knapp. Leider setzte es auch im Anschluß gegen den SK Schmieden ein knappes
3,5:4,5, ehe sich die Erste mit einem klaren 5,5:2,5 gegen Abstiegskandidat Weiße Dame Ulm
etwas Luft verschaffte.
1Vor Weihnachten kam es in Schwäbisch-Gmünd allerdings zur Kernschmelze, als ein klar gewonnener
Mannschaftskampf nach einem kollektiven Blackout noch 3,5:4,5 verloren ging. Die
Zuversicht der Biber erreichte quasi den Nullpunkt, was auch durch eine weitere, äußerst
knappe 3,5:4,5 Niederlage gegen den Heilbronner SV nicht besser wurde. Spätestens jetzt stand
die Truppe mit dem Rücken zur Wand und bei 3:9 Punkten tief im Abstiegskampf.
Mit einer Energieleistung rissen die Schachbiber das Ruder im Februar herum und feierten im
direkten Duell um den Klassenerhalt einen blitzsauberen 6,5:1,5 Kantersieg beim SV Stuttgart-Wolfbusch.
Anschließend ging es mit wiedergewonnener Spielfreude gegen den mit tschechischen
und schweizerischen Legionären gespickten SC Weiler. Hier liefen die knappen Entscheidungen
erstmals in der Saison für Biberach und am Ende stürzte man mit 4,5:3,5 den Tabellenzweiten.
Nach einem heftig umkämpften 4:4 zum Saisonabschluß gegen die Stuttgarter SF
standen doch noch solide 8:10 Punkte zu Buche. Die Truppe um Kapitän Holger Namyslo
war wie Phönix aus der Asche auf einen sicheren siebten Rang mit Anschluß ans Mittelfeld
geklettert.
Fleißigste Punktesammler waren heuer Spitzenspieler Bernhard Sinz sowie Namyslo am achten
Brett mit je 6 von 9 Punkten und Oliver Weiß mit 5,5 von 8 Punkten an Brett 4.
Die Vorzeichen in der zweiten Mannschaft waren der Ersten quasi entgegengesetzt. In der Vorsaison
dem Abstieg als Vorletzter nur hauchdünn entkommen, galt die Truppe auch heuer wieder
als Abstiegskandidat. Allerdings gab es mit Tobias Merk (aus der Ersten) und Eugen Röttinger
(ehedem Spaichingen) spielstarke Zugänge. Und das sollte sich gleich bemerkbar machen.
Die Zweite eröffnete die Saison mit einem furiosen 5,5:2,5 Kantersieg gegen die SF Mengen
und ließ auch im Oberschwabenderby bei den SF Ravensburg ein deutliches, gleichzeitig aber
auch glückliches 5,5:2,5 folgen. Danach zitterte sich die Mannschaft zum einem schmeichelhaften
4,5:3,5 Erfolg bei Angstgegner TSV Langenau II und erkämpfte sich ein 4:4 beim ehemaligen
Zweitligisten Post Ulm. Dadurch stand im Dezember völlig unerwartet ein Spitzenspiel
gegen den SV Jedesheim II an.
Hier traten die Biber extrem stark auf, hatten den vermeintlich übermächtigen Favoriten klar
im Griff, gewannen hochverdient mit 5:3 – und führten plötzlich die Landesligatabelle an. Als
im neuen Jahr ein ebenso verdienter 6:2 Kantererfolg gegen den SC Friedrichshafen folgte, war
2der Weg in die Verbandsliga fast schon frei. Im Duell mit Verfolger SC Lindau versagten dann
aber nicht nur die Nerven, man hatte auch nur sieben Spieler zusammengebracht und ein Brett
kampflos verloren. Am Ende stand es 3:5. Dennoch war der Aufstieg weiterhin aus eigener
Kraft möglich, da auch Jedesheim verloren hatte. Ein völlig unerwartetes 4:4 gegen Absteiger
SC Obersulmetingen beendete diese Hoffnungen jedoch jäh. Zwar gab es zum Abschluß einen
sicheren 6:2 Sieg gegen Weiße Dame Ulm II. Dies reichte jedoch nicht mehr aus, um an den
punktgleichen Jedesheimern vorbeizuziehen.
Am Ende lagen die Biber bei jeweils 14:4 Mannschaftspunkten mit 43,5 zu 46 Brettpunkten
gegenüber Jedesheim leicht im Hintertreffen und beendeten eine grandiose Saison als Vizemeister.
In einer durchweg starken Mannschaft ragten besonders Vadim Reimche (7,5/9) an
Brett 2 sowie Joachim Rothmund (6/8) an Brett 5, aber auch Tobias Merk mit 4,5 aus 5 am
dritten Brett heraus. Zudem war auf die zahlreichen Ersatzspieler immer Verlaß gewesen.
Schwer, aber jeweils erfolgreich am Grübeln gegen Weiße Dame Ulm: Tobias Merk, Vadim Reimche und Daniel Müller (v.l.)
Fotograf: Joachim Rothmund
Ähnlich wie die Erste machte sich die dritte Mannschaft als Vizemeister vor Saisonbeginn
Hoffnungen auf den Titel. Dies war schnell ausgeträumt, als klar wurde, daß Weiße Dame Ulm
III heuer eine Übermannschaft zusammen hatte. Es sollte aber für Biberach noch schlimmer
kommen.
Gleich zum Auftakt gab es ein äußerst bitteres 3,5:4,5 beim TSV Langenau III, ehe man gegen
Ulm mit 0,5:7,5 völlig unter die Räder kam. Als anschließend auch der Kampf gegen den TSV
Berghülen unglücklich 3,5:4,5 verloren ging, stand man zum Jahreswechsel mit 0:6 Punkten da
und alle Alarmglocken schrillten.
Zum neuen Jahr besannen sich die Mannen um Walter Scherer allerdings auf alte Stärken, boten
starke Leistungen und holte gegen den TV Wiblingen, die SF Riedlingen und den SC Laupheim
II drei 4:4 in Folge. Zum Saisonabschluß kam zudem noch ein deutlicher und hochverdienter
6,5:1,5 Sieg gegen Absteiger TV Ulm-Thalfingen hinzu.
3Damit hatte es die Dritte nach einem völlig verkorksten Auftakt doch noch auf 5:9 Punkte und
ins erweiterte Mittelfeld geschafft. Wie immer in den letzten Jahren erwies sich insbesondere
Spitzenspieler Scherer als sichere Bank, holte er doch wieder 4,5 von 6 Punkten. Beachtlich ist
auch das Abschneiden von Urgestein Walter Kreß, der mit 84 Jahren 3 Punkte aus 7 Einsätzen holte.
Auch in der B-Klasse war das Perspektivteam nach guten Leistungen im Vorjahr hungrig und
hoffnungsfroh. Mit zwei 4,5:1,5 Erfolgen gegen die SF Ravensburg III und SF Wetzisreute III
begann die Saison auch gut. In Runde 3 führte ein individueller Aussetzer allerdings zu einem
doch unverdienten 2,5:3,5 beim SV Weingarten IV. Dem folgte ein turbulentes 4:4 beim Tabellenletzten SF Ertingen II,
bei dem heute noch nicht klar ist, ob dies ein Punktgewinn oder –
verlust war.
Alle Aufstiegsträume waren ausgeträumt, als man auch gegen den SC Weiler III viel Lehrgeld
(u.a. für ein klingelndes Handy) bezahlte und plötzlich mit 1,5:4,5 unterging. Im Anschluß
spielte die Vierte zwar weiterhin gut, hatte aber beständig mit Aufstellungssorgen zu kämpfen
und fuhr noch zwei 2,5:3,5 Niederlagen gegen den SK Markdorf IV und Meister SK Leutkirch
II ein. Dies ergab letztendlich 5:9 Punkte, was mit Platz 5 eine Mittelfeldplazierung bedeutete.
In einer gleichmäßig starken Mannschaft stach erneut Anführer Felix Funk mit überragenden
5,5 von 6 Punkten am ersten Brett heraus. Zudem verpaßte Norbert Jäger mit 3,5 von 4 Punkten
eine makellose Bilanz nur knapp.
Dirk Schindler