Nach der Rekordsaison im Vorjahr gelang es der Schachabteilung auch in der Saison 2015/16 groß aufzuspielen. In die Bilanz mit einer starken ersten Mannschaft und dem überzeugenden Wiederaufstieg der Zweiten mischen sich angesichts des unglücklichen Abstiegs der Dritten allerdings doch ein paar Wehrmutstropfen. Dafür sorgte das Nachwuchsteam in der neugeschaffenen E-Klasse für viel Freude und einen unerwarteten Meistertitel (Bericht hierzu folgt in der nächsten Ausgabe).
Auch wenn die Schachbiber im Vorjahr mit der besten Bilanz aller Zeiten aus der Verbandsliga aufgestiegen waren, galten sie noch mehr als bei ihrem ersten Gastspiel in der dritten Liga (2010-2013) als krasser Außenseiter in einer Liga, die in den letzten Jahren massiv aufgerüstet hatte. Bei unverändertem Kader ohne internationale Titelträger, ohne eingekaufte Spitzenspieler und ohne Antrittsprämien sah das „Schachorakel“ (ein Prognoseprogramm für alle Schachligen) mit einer Wahrscheinlichkeit von gut 95% den direkten Biberacher Wiederabstieg voraus.
Zum Auftakt mußten sich die Biber nach hartem Kampf auch direkt Zweitligaabsteiger SK Schmiden/Cannstatt geschlagen geben. Dafür wurde das Oberschwabenderby gegen den deutlich verstärkten SV Jedesheim mit 4,5:3,5 zwar knapp, aber sehr verdient gewonnen. Allerdings ging das Duell mit der SG Schwäbisch-Gmünd, im Vorfeld als Konkurrent um den Klassenerhalt identifiziert, nach ein paar unglücklichen Partieentscheidungen nicht unverdient mit 3:5 verloren.
Zum Jahresende stand die erste Mannschaft daher bereits etwas unter Druck und mußte im Dezember nun zu den SF Deizisau, die mit viel Geld und zahlreichen Groß- und Internationalen Meistern eine Übermannschaft aufgebaut hatten und im kommenden Jahr in die 1. Bundesliga vorstoßen wollen. Gegen diese Truppe, die u.a. mit dem ehemaligen EM-Dritten Alexander Graf antrat, spielten die Biber groß auf, standen deutlich auf Gewinn und waren am Ende angesichts der ausgelassenen Chancen mit einem zuvor völlig unerwarteten 4:4-Unentschieden eher sogar unzufrieden.
Das Ergebnis wirkte jedoch wie ein riesiger Motivationsschub, den zunächst der SK Bebenhausen zu spüren bekommen sollte. Zur Saisonmitte hatte sich Bebenhausen für alle überraschend als Abstiegskandidat etabliert, sodaß es sich um ein Schlüsselspiel handelte. Nach zahlreichen knappen Partien konnten die Biber auch Dank des zuvor gestärkten Selbstvertrauens den Kampf mit 5:3 für sich entscheiden. Damit lag Biberach plötzlich sicher in der oberen Tabellenmitte. Und der Schwung ging noch weiter, wurde dem favorisierten Mitaufsteiger SC Erdmannhausen nach erbitterten Gefechten doch ein leistungsgerechtes 4:4 abgetrotzt.
In den letzten drei Runden schien Biberach dann etwas die Puste und den Fokus verloren zu gehen und es gab drei, im Prinzip durchweg unnötige, Niederlagen gegen die Stuttgarter SF, den SK Sontheim/Brenz und den SC Böblingen in Folge. Der Klassenerhalt war ja aber quasi schon gesichert gewesen, sodaß man am Ende bei 6:12 Punkten „nur“ auf Platz 8 zurückfiel, dabei jedoch mit 47% der Brettpunkte ein quasi ausgeglichenes „Torverhältnis“ vorweisen konnte.
Der Schlüssel zur starken Saisonleistung bildete eine geschlossene Mannschaftsleistung, bei der jeder einmal in die Bresche sprang, wenn es bei anderen Mitspielern gerade nicht so lief. Insbesondere Edeljoker Tobias Merk hatte mit drei Siegen aus vier Partien hierbei großen Anteil. Hinzukam das überragende Abschneiden von Bernhard Sinz, der mit 5,5 Punkten aus 8 Einsätzen die Wertung am Spitzenbrett gewann, und von Holger Namyslo, der mit 7 Punkten aus 9 Spielen sogar ungeschlagen die Topscorerwertung aller 132 Spieler der Oberligasaison gewann.
Für die neue Saison ist jetzt der Angriff auf die vorderen Plätze geplant. Zwar will Oldie Klaus Bräunlin leider kürzertreten und die Oberligamannschaft verlassen, mit Rückkehrer Stanislav Sokratov und Thomas Oberst (früher Post Ulm) konnten aber zwei sehr spielstarke Neuzugänge gewonnen werden.
Nachdem die zweite Mannschaft den Wiederaufstieg in die Landesliga verpaßt hatte und die Dritte erstmals in die Bezirksliga vorgestoßen war, kam es am ersten Spieltag gleich zum Duell des Ligafavoriten gegen den Topabstiegskandidaten. Erwartungsgemäß dominierte die Zweite deutlich und gewann das vereinsinterne Duell locker mit 6:2.
In der Folge eilte die zweite Mannschaft von Kantersieg zu Kantersieg, schlug den TSV Laichingen und den TSV Neu-Ulm jeweils mit 5,5:2,5, überrannte die SF Blaustein gar mit 7:1 und besiegte ersatzgeschwächte Laupheimer mit 6,5:1,5.
Die Dritte traf hingegen gleich auf zwei weitere Aufstiegskandidaten – und schlug sich ausgezeichnet. Beim überraschenden 4:4 gegen die SF Vöhringen verpaßten die Biber einen hochverdienten Sieg am Ende nur knapp, gegen den SC Obersulmetingen wäre mindestens ein Unentschieden verdient gewesen, am Ende stand es aber doch 3,5:4,5. Leider ging es auch nach dem Jahreswechsel so weiter. Die Dritte spielte stark, vergab aber jeweils die „Big Points“ und verkaufte sich gegen Laichingen (3,5:4,5), Neu-Ulm (4:4) und Blaustein (3,5:4,5) unter Wert.
Am letzten Spieltag gab es schließlich ein echtes Endspiel gegen Laupheim, bei dem ein Sieg hermußte, aber nur ein weiteres unglückliches Unentschieden heraussprang. In der Gesamtabrechnung bedeuteten 3:11 Punkte und 24,5:31,5 Brettpunkte einen höchstunverdienten Wiederabstieg trotz teilweise hervorragenden Leistungen.
Der Siegeszug der Zweiten hingegen endete erst mit einem glücklichen 4:4 gegen den SC Obersulmetingen am vorletzten Spieltag. Dieses Unentschieden bedeutete für den letzten Spieltag gleichzeitig das dritte Endspiel um die Landesligazugehörigkeit in Folge. Entsprechend nervös ging es gegen die SF Vöhringen zu, letztlich reichte es jedoch zu einem sicheren 5:3 und bei 13:1 Mannschaftspunkten mit deutlichem Vorsprung vor Vöhringen (10:4) und Obersulmetingen (9:5) zur Rückkehr in die Landesliga.
Die Biberacher Gesamtstärke zeigt sich auch in der Topscorerwertung unter den 93 Spielern der Saison. Die Dominatoren waren Karl Heiler (sechs von sechs Punkten) und Daniel Müller (5,5/6), zudem landeten Nicolai Matuschek und Joachim Rothmund (je 5/7) sowie Jürgen Dollinger von der Dritten (4,5/7) in der Top Ten. Walter Scherer (4,5/7) lieferte in der dritten Mannschaft außerdem ungeschlagen die zweitbeste Ligabilanz am Spitzenbrett ab.
Dirk Schindler