TG-Bericht 02/2014 home


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Robert Vetter überraschend verstorben: Ein Nachruf

Schachlich hatte Robert A. Vetter (geb. 1946) seine Wurzeln zunächst beim SV Ravensburg geschlagen. Dort feierte er bereits in den 60er Jahren Erfolge sowohl bei Einzelturnieren als auch mit der Mannschaft. Später führten Heirat, Familiengründung, ein zeitintensiver Beruf und nicht zuletzt sein starkes Engagement für seinen Glauben sowie die zeitliche Kollision der Gottesdienste mit den sonntäglichen Spielterminen jedoch dazu, daß ihm immer wenig Zeit fürs königliche Spiel blieb und so verschwand er für viele Jahre aus der Schachszene. Im Jahr 2000 brach Vetter mit seinem Umzug nach und der Eröffnung eines Büros in Biberach dann aber nicht nur zu neuen Ufern auf, sondern fand auch zurück zum aktiven Schachsport.
Die TG Biberach wurde ihm hierbei zur neuen Heimat. Er war in der zweiten Mannschaft ein starker Aktivposten und auch bei seinen Einsätzen als hochmotivierter Ergänzungsspieler in der Biberacher Ersten war stets auf ihn Verlaß. Robert Vetter belebte außerdem mit seinen Ideen den Verein, diente zuletzt als stellvertretender Abteilungsleiter und war ein treuer Besucher des Übungsabends. Zudem hob er das „Sommer Open“ aus der Taufe und fungierte in den letzten drei Jahren als dessen Turnierleiter. Eine seiner Leidenschaften wurde die Teilnahme an der Biberacher Stadtmeisterschaft, die ihm aber meist nicht genug war. Deshalb spielte er meistens noch parallel bei den Stadtmeisterschaften in Ulm und Bad Schussenried mit. Nach dem Eintritt in den (Un-) Ruhestand intensivierte Vetter sein Schachengagement weiter und schaffte das Kunststück, sich dem generellen Alterstrend zu widersetzen. In den letzten Jahren stiegen sowohl seine Spielstärke als auch seine Wertungszahl nochmals deutlich an, und er feierte zahlreiche Erfolge, u.a. als mehrfacher Seniorenmeister in Biberach. Am Aufstieg der zweiten Mannschaft in die Landesliga Oberschwaben in der Saison 2012/2013 hatte er mit seiner starken Einzelbilanz und seinem vorbildlichen Einsatz entscheidend Anteil.


Robert Vetter bei der Biberacher Stadtmeisterschaft 2013/14
Fotograf: Volker Strohmaier

Gerne hätte Robert Vetter am letzten Spieltag der diesjährigen Saison auch noch den Klassenerhalt der Biberacher Zweiten gesichert, leider sollte ihm das aber nicht mehr vergönnt sein. Am Ostermontag starb er während eines Treffens seiner Glaubensgemeinschaft in der Schweiz (und wenige Tage vor dem entscheidenden Spiel) völlig unerwartet und überraschend einen schnellen Herztod. Für die gesamte Schachabteilung der TG Biberach war diese Nachricht ein Schock. Wir verlieren nicht nur einen aktiven und beherzten Mitstreiter, wir verlieren mit Robert einen guten Freund.


Saisonrückblick: Von verpaßten Zielen, fehlenden Quentchen Glück und einem Trauerfall

Die abgelaufene Saison 2013/14 stand für die Schachabteilung unter keinem guten Stern. Zwei Mannschaften verpaßten den Aufstieg, eine stieg nach einem dramatischen Finale gar ab und am Ende war eigentlich nur die Dritte sehr zufrieden – trotz ihrer Vizemeisterschaft. Überschattet wurde das Ganze am Ende zudem vom überraschenden Tod von Robert Vetter (siehe Nachruf).

Verbandsliga: Hohe Ansprüche, starke Leistungen und ein fataler Black-out

Nach dem äußerst unglücklichen und umstrittenen Abstieg aus der Oberliga im Vorjahr, konnte die Schachabteilung den Stammkader der ersten Mannschaft nicht nur zusammenhalten, sondern sogar noch maßgeblich verstärken. Mit Andreas Schulze war ein Topspieler mit langjähriger Oberligaerfahrung aus beruflichen Gründen nach Biberach gezogen und hatte zu Saisonbeginn auch schachlich von Post Ulm zu den Schachbibern gewechselt. Zudem hatte Daniel Müller (ehedem in Spaichingen aktiv) nach längerer Wettkampfpause wieder die Lust auf Ligaschach entdeckt und sich ebenfalls Biberach angeschlossen.
Mit diesem Kader galt Biberach noch vor Dauerrivale SV Ebersbach und dem mit internationalen Titelträgern hochgerüsteten, finanzstarken Aufsteiger SV Reutlingen als Favorit auf die Verbandsligameisterschaft. Die Biber leisteten sich allerdings einen echten Stotterstart. Zum Auftakt reichte es nur zu einem leistungsgerechten 4:4 gegen den späteren Absteiger SG Hohentübingen, in der zweiten Runde zitterte man sich auswärts zu einem etwas glücklichen 4,5:3,5 in Markdorf. In Runde 3 wurde dann Ebersbach zum bereits vorentscheidenden Duell in Biberach erwartet.
In diesem brisanten Duell waren die Schachbiber auf den Punkt fit und konzentriert und dominierten den Mannschaftskampf anfangs deutlich. Nach drei Stunden sah es nach einem deutlichen 5:3 oder gar 5,5:2,5 Erfolg aus – der auch in dieser Höhe verdient gewesen wäre. Aus unerfindlichen Gründen begannen aber plötzlich drei Partien zu kippen und am Ende eines kollektiven Black-outs stand Biberach mit einem 3,5:4,5 und völlig leeren Händen da. Auf wundersame Weise war das Quentchen Glück stets Ebersbach hold gewesen.
Wer nun aber meinte, daß die Erste die Köpfe hängen lassen wird, irrte gewaltig. Im folgenden Mannschaftskampf hatte man gegen Topabstiegskandidat SV Balingen zwar schwer zu kämpfen, gewann aber letztlich doch ebenso sicher wie verdient mit 5:3. Mit dem gleichen Kampfgeist ging es nach dem Jahreswechsel auch in die nächsten Schlüsselpartien. Zunächst wurde mit dem SV Tübingen ein weiterer alter Oberligarivale verdient mit 5:3 niedergerungen, ehe der Show-down mit den Reutlinger Söldnern anstand. Hier lieferte die Erste eines ihrer besten Spiele aller Zeiten ab, dominierte die angereisten Internationalen Meister und den Rest der Reutlinger deutlich und nach Belieben und auch Spitzenspieler Wolfgang Mack hätte beinahe den bulgarischen Großmeister Nikolai Ninov geknackt. Am Ende stand ein überwältigender 6:2 Erfolg, der aufhorchen ließ.
Dummerweise vergab man bald darauf in der Vorschlußrunde jedoch mit einem 4:4 in Nürtingen die Chance, die Ebersbacher nochmals unter Druck zu setzen. Das klare 5,5:2,5 gegen Weiße Dame Ulm zum Saisonabschluß war daher nur noch für die Galerie. Ebersbach hatte in der zweiten Saisonhälfte zwar weiterhin mehrfach gewackelt, das Glück blieb ihnen aber treu, sodaß sie (außer beim Saisonauftakt gegen Reutlingen) nie gefallen sind. Damit blieb der Schachabteilung mit 12:4 Punkten nur die Vizemeisterschaft hinter Ebersbach (14:2) und vor Reutlingen (11:5). Bei einer fast durchweg starken Mannschaftsleistung ist es schwierig, auf einen Topscorer zu verweisen. Mit Stanislav Sokratov verläßt zum Saisonende aus beruflichen Gründen allerdings ein Schlüsselspieler den Verein. Es besteht jedoch berechtigte Hoffnung, daß der Rest der Truppe zusammenbleibt und es wird bereits an einer erneut konkurrenzfähigen Aufstellung gebastelt. Der Traum vom Wiederaufstieg lebt weiter.


Teile der ersten Mannschaft bei der Württembergischen Mannschaftsblitzmeisterschaft 2014
(v.r.: Wolfgang Mack, Oliver Weiß, Andreas Schulze, Holger Namyslo), Fotograf: Archiv

Kreisliga: Unerwartet um den Titel gespielt und als Vizemeister glücklich

Seit Jahren lautet das Ziel der dritten Mannschaft in der Kreisklasse den Abstieg zu vermeiden (was ab und an auch schon schief ging), möglichst eine gute Saison zu spielen und vor allem Spaß am Schach zu haben. Die heurige Saison sollte sich hingegen völlig unerwartet entwickeln.
Der Saisonauftakt ging beim SV Jedesheim III knapp mit 3,5:4,5 verloren, mit einem hart umkämpften 4,5:3,5 Heimerfolg gegen den SC Obersulmetingen II vermied die Dritte jedoch einen Fehlstart. Nach einem soliden 4:4 beim letztjährigen Vizemeister SV Thalfingen waren die Mannen um Walter Scherer somit auch froh, sich im Tabellenmittelfeld etabliert zu haben und eine vermeintlich entspannte Saison vor sich zu haben.
In Runde 4 dominierten die Biber schließlich das Lokalderby gegen den SV Steinhausen und gewannen verdient deutlich 6:2. Da die führenden Teams parallel schwächelten, schnupperte die Schachabteilung nun plötzlich an der Tabellenspitze. Schach verkehrt sollte es nun in der fünften Runde geben. Alle Teams der oberen Tabellenhälfte verloren völlig unerwartet gegen die Underdogs der unteren Hälfte – aber Biberach konnte davon nicht profitieren, war man doch selbst ziemlich unnötig mit 3,5:4,5 beim TSV Berghülen unter die Räder gekommen. Zwei Runden vor Schluß trennte den Vorletzten Thalfingen und den Tabellenführer TSV Langenau III somit nur ein Punkt, dazwischen lagen fünf Mannschaften.
In dieser Situation ging es in der Vorschlußrunde gegen Langenau und die Dritte spielte gut, kam aber nicht über ein 4:4 hinaus. Damit hatte Biberach in der Schlußrunde noch immer Chancen auf die Meisterschaft, befand sich gleichzeitig aber wieder in Abstiegsgefahr. Mit viel Routine und Nervenstärke fuhr man jedoch einen verdienten 5:3 Erfolg gegen die TSG Ehingen ein und klassierte sich letztendlich mit 8:6 Punkten auf Platz 2. Langenau hatte sich gegen Berghülen keine Blöße mehr gegeben. Anstatt den vergebenen Chancen nachzutrauern, überwog bei der dritten Mannschaft der Schachabteilung die Freude über eine völlig unerwartete Vizemeisterschaft und eine starke Saison – in einer Liga, die so umkämpft und ausgeglichen war wie noch nie. Zudem hatte man bei einer durchweg starken Mannschaftsleistung mit Dieter Rybka (5/7) auch einen Spieler unter den Topscorern der Liga plaziert.