TG-Bericht 01/2021 home


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Andreas Wegener baden-württembergischer Ratingmeister

Die Coronakrise erfordert nicht nur neue Wege, sondern führt auch zu neuen Kooperationen. Nachdem ein regulärer Spielbetrieb nicht möglich ist, mußte auch die Württembergische Blitzmeisterschaft 2020/21 ins Internet ausweichen. Auf den Servern von Lichess.org wurde dabei in Kooperation mit dem Badischen Schachverband erstmals die Baden-Württembergische Onlineblitzeinzelmeisterschaft ausgetragen, die 274 Teilnehmer anlockte.
In dem Turnier wimmelte es von etlichen Titelträgern und so wurde es bei je 9,5 Punkten aus 11 Runden von GM Bassem Amin, Bundesligaspieler des deutschen Vizemeisters Viernheim, vor IM Ivan Schitco (Stuttgart) und GM Adrien Demuth (Deizisau), noch ein Bundesligaspieler, gewonnen. Gut dabei waren jedoch auch einige Biber. Bernhard Sinz spielte stark auf, landete mit 8 Punkten auf einem hervorragenden 13. Platz und vergab sich mit einer Abschlußniederlage den Sprung in die Top 5. Mit einem starken Finish spielte sich zudem Wolfgang Mack bei ebenfalls 8 Punkten auf einen gleichfalls ausgezeichneten 15. Platz.
Das größte Ausrufezeichen setzte allerdings Andreas Wegener, der sich nicht nur sehr starke 7 Punkte und den 57. Gesamtrang erspielte, sondern damit auch überlegen zum baden-württembergischen Ratingmeister der Spieler unter DWZ 1700 wurde. Die Bedeutung dieses Erfolgs wird besonders deutlich, wenn man weiß, daß sich Holger Namyslo als jahrzehntelanger Topspieler mit nur 6 Punkten begnügen mußte. Eine Durststrecke in den letzten drei Runden hatte ihn eine deutlich bessere Plazierung gekostet.

Fahrstuhlmannschaft der Quarantäneliga mit Spielermangel

Nachdem die komplette Schachsaison 2020/21 abgesagt wurde, bleibt der Schachabteilung weiterhin nur die Teilnahme an der Quarantäneliga, die bei Lichess.org ausgetragen wird. Nach dem anfangs kometenhaften Aufstieg ist das Team der Schachabteilung inzwischen eher zu einer Fahrstuhlmannschaft geworden. Nach mehrfachen Vorstößen bis in Liga 5 ging es zuletzt Anfang Januar wieder hinunter bis in Liga 9. Derzeit pendelt das Team zwischen den Ligen 7 und 8.
Das Abschneiden der Schachabteilung hängt immer stark davon ab, wer an den jeweiligen Spielabenden donnerstags und sonntags ab 20.00 Uhr für genau 100 Minuten Spielzeit an die virtuellen Bretter sitzt. Den Kern der Mannschaft bilden nach wie vor Holger Namyslo als Organisator, Wolfgang Mack und Rainer Birkenmaier als treue Punktehamster sowie Andreas Wegener als sichere Bank. Anfang Februar sorgte Mack mit 48 Punkten an einem Abend und einer Turnierleistung von 2484 „Online-ELO“ dabei wieder einmal für ein echtes Highlight. Der vierköpfige Stamm wird von wechselnden Gastspielern und Ehemaligen sowie gelegentlich von ein paar weiteren Spitzenspielern der Schachabteilung unterstützt. Auch der Nachwuchs um Erik Hobson schlägt sich gut und kann sich gelegentlich gar in die Leaderliste eintragen.
Mit mehr Unterstützung wäre ein weiterer Aufwärtstrend in der Liga sicherlich möglich. Alle Interessierten sind im virtuellen Vereinsheim TG Biberach Club und in der Quarantänemannschaft hochwillkommen. Man trifft dabei durchaus auf exotische Gegner, wie zum Beispiel ein Blick auf die Tabelle der Quarantäneliga 7A vom 07. Februar 2021 zeigt.

Lockdownblues und ein Onlineleben durch Ehemalige und Freunde

Den ersten Lockdown hatte die Schachabteilung noch recht gut weggesteckt, da man Schach ja auch gut online auf virtuellen Brettern spielen kann. Der Zuspruch zur Quarantäneliga an Donnerstag und Sonntag und dem virtuellen Vereinsabend am Freitag war hoch. Erfreulich war zudem, daß die Onlineturniere etlichen ehemaligen Biberachern sowie zahllosen Bibern, die in der Ferne wohnen, die virtuelle Heimkehr ermöglichten.
Mittlerweile leiden aber die Quarantänemannschaft, die von Holger Namyslo mit viel Einsatz organisiert wird, und vor allem der virtuelle Vereinsabend, dessen Organisation Benedikt Pfeifer übernommen hat, unter dem Lockdownblues der Schachspieler. Es ist nett, online zu spielen; es ersetzt aber den direkten Kontakt und den Plausch nach der Partie auf Dauer nur unzureichend. Ohne die anhaltende Aushilfe der Ehemaligen und Freunde wäre der Onlinespielbetrieb kaum noch möglich.
Zu den treuen Ehemaligen zählen unter anderem: Markus Mock, nach etlichen Jahren in den USA nun in Ergolding, der mitgeholfen hat, den Biberacher Auftriff auf Lichess zu organisieren. Rüdiger Nickel, vor Jahrzehnten Spitzenspieler der Biber und nach etlichen Stationen nun in Feuchtwangen – sowie online ein treuer Punktesammler der „Quarantänebiber“. Manfred Lenhardt, vor Jahrzehnten verantwortlich für den Aufschwung des Jugendschachs in Biberach, nun in Berlin und dabei, seine Onlinezeit auf Berlin und Biberach aufzuteilen. Daniel Müller, der aus familiären Gründen zurück in den Schwarzwald wechselte, aber online weiterhin wichtige Punkte beisteuert. Nicolai Matuschek, noch immer aktiver Biber, aber seit Jahrzehnten aus Zürich anreisend.
Hinzukommen die Freunde der Schachabteilung, hier angeführt von Mathias Schädler insbesondere der komplette SV Steinhausen, ohne den die Biberacher Onlineaktivitäten sehr schwierig werden würden. Treue Seelen sind außerdem Hubert Eschle (Villingen-Schwennigen), Klaus Fuß (Albstadt) und Tupac Amaru-Juscamayta (Vöhringen).
Ein Mysterium gibt es ebenfalls. Seit Mitte November tritt ein „Kapfle“ für die Biber an und sammelt in der Quarantäneliga oft unglaublich wichtige Punkte. Niemand weiß jedoch, wer hinter dem Pseudonym steckt, und Kapfle macht keine Anstalten, die Identität offenzulegen.
Insgesamt wäre mehr Biberacher Beteiligung aber doch wünschenswert. Ansonsten bleibt – wie im gesamten Breitensport – nur die Hoffnung, daß die bislang katastrophale Impfkampagne doch noch an Fahrt gewinnt und zudem eine nüchternere, rationalere Betrachtung der Coronagesamtlage zu besseren Abwägungen führt, sodaß bald wieder mehr regulärer Sport möglich ist.

Verfasser: Dirk Schindler