Der Großteil der ersten Mannschaft der Schachabteilung nutzte die Zeit um den Jahreswechsel zur Teilnahme an einem großen Schachturnier und damit gleichzeitig als willkommenes Training für den härter werdenden Aufstiegskampf in der Verbandsliga. Dabei kamen durchaus beachtliche Einzelergebnisse zustande, die sich allerdings noch nicht ganz in Mannschaftspunkte umsetzen ließen.
Die letzten Tage des Jahres gehören schachlich immer dem Böblinger Open. Dieses Jahr hielt hierbei Oliver Rechtsteiner die Biberacher Farben hoch und darf auf eine ausgeglichene Bilanz mit 4,5 Punkten aus 9 Runden und eine guten 109. Platz bei 250 Teilnehmern zurückblicken. In den ersten fünf Runden erspielte er sich gegen teilweise starke Gegner 3,5 Punkte und schob sich so auf Platz 51 vor. In den darauffolgenden beiden Runden traf er auf starke Oberligaspieler und durfte ein weiteres Remis verbuchen, ehe er in der Vorschlußrunde eine Niederlage hinnehmen mußte. Unter keinem guten Stern stand außerdem die letzte Runde, als er vor Spielbeginn in einen Autounfall verwickelt wurde und seine folgende Partie gegen einen klar schwächeren Gegner Remis gab. Damit blieb Rechtsteiner eine verdiente, noch bessere Plazierung versagt. Das Turnier gewann übrigens mit 8 Punkten aus 9 Runden GM Thomas Luther (ELO 2460) sehr souverän und ungeschlagen. Luther kämpft aktuell mit guten Chancen auch um die Deutsche Meisterschaft.
Das andere große Turnier in Süddeutschland zum Jahreswechsel bildet seit etlichen Jahren das Staufer-Open in Schwäbisch-Gmünd. Hier ging in der ersten Januarwoche die Rekordzahl von 408 Teilnehmern an den Start. Dabei reichte die Leistungsbreite vom renommierten russischen Großmeister Viacheslav Ikonnikov (ELO 2580) bis zu sehr jungen lokalen Nachwuchshoffnungen ohne Wertungszahl. Mit im Feld befanden sich mit Oliver Weiß, Holger Namyslo, Tobias Merk, Dirk Schindler und Adrian Stehr gleich mehr als die Hälfte der Biberacher Verbandsligaspieler. Weiß stellte dabei seine tolle Form unter Beweis und gewann die ersten drei Runden souverän - besonders die dritte Partie gegen FM Peter Dittmar war hier sehenswert. Damit hatte er sich schon unter die ersten 25 gespielt und ließ ein Remis gegen eine weitere Spitzenkraft folgen. Allerdings kam er in Runde 5 gegen IM Frank Zeller unter die Räder. Weiß konsolidierte sich aber wieder und mußte nur noch in der achten Runde eine Niederlage gegen FM Josef Gheng einstecken. Am Ende standen starke 6 Punkte aus neun Runden und Platz 37. Damit hatte er einen Ratingpreis in seiner Wertungsklasse nur knapp verpaßt. Namyslo mußte bereits in der zweiten Runde ein Remis hinnehmen (bzw. sein Gegner ermauerte sich einen halben Punkt), gewann aber die restlichen Partien souverän bis Runde 5. Hier traf er auf den alten Hasen IM Josef Pribyl, der es vorzog, ihm nach kurzer Zeit in ausgeglichener Stellung Remis zu bieten. Damit übernahm Namyslo nicht nur die Führung im Biberach-internen Duell, sondern hatte sich auch ins Rampenlicht der vorderen zehn Bretter, den sogenannten "Käfig", gespielt. Darin traf er auf GM Henrik Teske, spielte stark und vergab ein verdientes Remis durch eine kleine Ungenauigkeit am Ende. Unbeeindruckt von diesem vermeintlichen Rückschlag gewann Holger Namyslo die beiden nächsten Runden, um in der letzten Partie dem kommenden russischen Star Egor Krivoborodow gegenüberzusitzen. Der Biberacher setzte dem 17jährigen dabei gehörig zu, der sich mächtig anstrengen mußte und schließlich Remis bot. Mit insgesamt 6,5 Punkten belegte Namyslo am Ende einen tollen 32. Platz. Diesen Erfolgen wollte Tobias Merk nicht nachstehen und holte mit überzeugender Leistung 2,5 Punkte aus den ersten drei Runden. In der vierten Runde brachte er FM Thomas Michalczak dann an den Rand einer Niederlage, versäumte es aber leider den Sack zuzumachen. Danach gelang ihm das Kunststück in den fünf verbleibenden Runden Remis zu spielen. Während er selbst sich arg über verpaßte Chancen ärgerte, lautet die positive Sichtweise doch: In allen Partien mit sehr solider Spielanlage, Übersicht und zumindest kleinen Vorteilen vollauf überzeugt. Die fünf Punkte in der Gesamtabrechnung sind angesichts seiner Gegner durchaus aller Achtung wert. Eine rabenschwarze Woche erwischte hingegen Dirk Schindler. In der ersten Runde traf er auf einen starken Holländer, spielte überzeugend, um in Zeitnot die Partie aus der Hand zu geben. In der zweiten Runde patzte er gegen einen Nachwuchsspieler gleich zweimal und mußte sich mit Remis begnügen. Als schließlich auch noch die folgende Runde gegen einen weiteren unterklassigen Jugendspieler unnötigerweise verloren ging, war der Faden endgültig gerissen. Meist an seinem schlechten Zeitmanagement oder seinen Nerven scheiternd standen am Ende in Anbetracht des Gegnerschnitts miserable vier Punkte, ein Platz unter "ferner liefen" und der Verlust von 75 DWZ-Punkten. Besser machte seine Sache hingegen Adrian Stehr, Spitzenspieler der Zweiten und Edelreservist der Verbandsligamannschaft. Zwar stand er in der ersten Runde gegen die Nummer 9 der Setzliste auf verlorenem Posten, erholte sich aber schnell davon. Anfangs noch mit etwas Problemen in der Spielanlage, holte er zunächst eineinhalb Punkte und mußte in Runde 4 nochmals Federn lassen. Danach kam er aber immer besser ins Rollen, spielte eine tolle zweite Turnierhälfte und holte noch weitere drei Punkte. Am Ende stand eine ausgeglichene Bilanz, ein Platz im Mittelfeld und die Verbesserung seiner Wertungszahl. Das Turnier gewann übrigens Topfavorit Ikonnikov, der erst gegen Ende Schwächen zeigte, vor dem in Schwäbisch-Gmünd traditionell starken GM Vladimir Burmakin (ELO 2519) mit jeweils 7,5 Punkten. Die Biberacher konnten in der Summe ebenfalls zufrieden sein und schienen mit ihren Leistungen gut für die kommende heiße Phase des Aufstiegskampfs in der Verbandsliga gerüstet zu sein. Jedoch sollte sich zeigen, daß die Biber übertrainiert hatten.
Die Trainingsbemühungen haben in den Mannschaftskämpfen des Januars nicht richtig gezündet gehabt. Im wichtigen Duell mit dem Oberligaabsteiger Pfullingen fiel Tobias Merk wegen einer Grippeerkrankung kurzfristig aus und Holger Namyslo nahm sich eine kurze Auszeit von seiner Erfolgsserie. Zwar spielte Oliver Weiß gewohnt souverän und Adrian Stehr steuerte ein weiteres hochverdientes Remis bei, außerdem beendete Dirk Schindler seine schwarze Serie mit einer sehenswerten und erfolgreichen Partie, aber nachdem Oliver Rechtsteiner die Waffen ebenso strecken mußte wie ein paar "Nichttrainierte", stand am Ende eine sehr unglückliche 3,5:4,5 Niederlage. Ähnlich erging es gegen Bebenhausen: Namyslo spielte zwar wieder gewohnt stark und gewann mit aufsehenerregendem Opfer, während Weiß wie immer eine sichere Bank bildete. Zudem knüpfte Merk nahtlos an seine "Trainingsleistungen" an und gewann hochverdient, jedoch spielte Schindler gut, aber langsam und verlor in Zeitnot ebenso die Nerven und die Partie wie auch Rechtsteiner. Am Ende stand ein mehr als ärgerliches 4:4. Zum Redaktionsschluß ist der Aufstieg damit nicht unmöglich geworden, aber doch unnötig erschwert und alles andere als sicher. Die Biber sind aber noch immer voller Hoffnung, daß ihr "Trainingslager" langfristig durchschlagenden Erfolg zeitigen sollte.