Die TG Biberach marschiert bei der
Quarantäneliga weiter und stieg per Schach im
Internet nun zum fünften Mal in Folge auf. Am
Donnerstag ging es unter anderem gegen den
mehrfachen Deutschen Meister SG Solingen, der die
Liga 6A überlegen gewann. Direkt dahinter
landeten aber die Biber, die zusammen mit
Solingen nun in Liga 5 aufsteigen. Am
Sonntagabend geht es um den Aufstieg in die Vierte Liga.
Wie gehen die TG Biberach und der 12-fache
Deutsche Meister SG Solingen, der zuletzt 2016
die langjährige Siegesserie der OSG Baden-Baden
durchbrach, in einer Liga zusammen? Nun, Corona
und das Internet machen es möglich. Nachdem der
reguläre Spielbetrieb zum Erliegen kam,
organisierte der württembergische Spitzenspieler
Jens Hirneise einen virtuellen Spielbetrieb für
Mannschaften im Internet. Seine Position als
Redakteur der führenden Schachzeitschrift Rochade
Europa half dabei vermutlich, jedenfalls fand die
Turnierserie als "Quarantäneliga" in Deutschland
schnell Verbreitung und ist mittlerweile auch
international populär. Sie startete am 15. März
auf den Servern der Lichess-Plattform, hatte nach
zwei Wochen bereits 100 Mannschaften mit 1200
Spielern verteilt auf fünf Ligen an Bord und ist
schnell weiter gewachsen. Neben den
"Internationalen 1. und 2. Quarantänebundesligen"
geht es mittlerweile mit je drei Staffeln von
Liga 3 bis 12, an denen auch immer mehr
Schwergewichte gefallen finden. Neben der SG
Solingen stieg Anfang Mai z.B. auch der FC Bayern
München ein. Zudem sind diverse internationale
Mannschaften, gespickt mit Großmeistern, am
Start; Vizemeister der Bundesliga wurde bereits
im April der schwedische Växjö SK.
Grundsätzlich können sich Mannschaften frei
bilden, einen Vereins- oder Verbandszwang gibt es
nicht. Jede neue Mannschaft muß sich aber aus der
untersten Liga nach oben arbeiten. Gespielt wird
jeweils Donnerstag- und Sonntagabend für je zwei
Stunden. In Blitzschachpartien gegen Spieler
anderer Mannschaften kann jeder Teilnehmer Punkte
für das eigene Team sammeln. Anders als im
normalen Schach liefert ein Sieg zwei Punkte,
startet man einen Siegesserie, erhält man ab dem
dritten Sieg in Folge gar vier Punkte. Außerdem
kann man als "Beserker" seine Bedenkzeit
freiwillig verkürzen und im Erfolgsfall damit
seine Punktzahl weiter erhöhen. Zu Anfang kommen
die besten fünf Spieler jeder Mannschaft in die
Gesamtwertung. In höheren Ligen steigt die Zahl
an und erreicht 12 Spieler in der Bundesliga. Die
Tabellenposition wird am Ende durch die
erspielten Gesamtpunkte bestimmt. Die besten drei
Mannschaften in jeder Zehnergruppe steigen auf,
die letzten drei Mannschaften steigen eine Liga ab.
Die TG Biberach hat inzwischen fünf Mal an der
Quarantäneliga teilgenommen und ist dabei fünf
Mal aufgestiegen. Vom Anfang in Liga 10 ging es
mit starken Leistungen steil nach oben. Am
Donnerstagabend stand in Liga 6A schließlich eine
schwere Gruppe an, in der sich neben ehemaliger
Oberligakonkurrenz aus Schwäbisch-Gmünd auch der
12-fache Deutsche Meister SG Solingen tummelte.
In der ersten Stunde sah es für die Biber dabei
gar nicht so gut aus, aber dann drehten sie groß
auf. Am Ende gewann Solingen erwartet überlegen
mit 267 Punkten. Mit deutlichem Respektabstand,
aber dennoch starken 195 Punkten holte die TG
Biberach am Ende Platz 2 vor dem SV Welper (189).
Daß die Liga kein Selbstläufer war, zeigt der
Umstand, daß Oberligist Schwäbisch-Gmünd mit 147
Punkten als Vorletzter absteigen muß.
Das Biberacher Onlineteam wird von Holger Namyslo
organisiert und zusammengehalten und von den
Spielern der ersten Mannschaft sowie dem
Nachwuchs maßgeblich getragen. Die jungen Biber
um Erik Hobson und Dennis Kiefel kommen immer
besser ins Rollen und halten den Spitzenspielern
den Rücken frei. An der Spitze ist seit Wochen
Wolfgang Mack "on fire", der zusammen mit Rainer
Birkenmaier Punkt um Punkt hamstert. Darüber
hinaus tragen sich Oliver Weiß und Namyslo
regelmäßig in die Scorerwertung ein. Am
Donnerstag warf auch Spitzenspieler Bernhard Sinz
sein ganzes Gewicht in die Waagschale, wurde mit
32 Punkten als bester Biber 8. von insgesamt 117
Spielern in der Liga 6A und lag damit knapp vor
Mack (31) und Namyslo (30). Die vereinsinternen
Rekorde halten Mack mit 64 Punkten in Liga 10 und
Birkenmaier mit 61 Punkten in Liga 7. Ein
weiterer Grund für die Biberacher Erfolge ist die
Unterstützung durch ehemalige Biber wie Rüdiger
Nickel und Manfred Lenhardt, die virtuell
heimgekehrt sind, sowie gelegentlich die Hilfe
befreundeter Gastspieler, die sonst bei anderen
Vereinen tätig sind. Da es keine Pflicht zu
Klarnamen gibt, sind die Gegenspieler übrigens
nicht immer zu erkennen. Kürzlich ging es so u.a.
gegen Heidi Klum. Nach Aussage von Kapitän
Namyslo dürfte angesichts der Spielstärke auf der
Gegenseite jedoch eher ein bärtiger Osteuropäer
als das bekannte Fernsehgesicht gesessen haben.
Jetzt geht es in Liga 5 weiter und man darf
gespannt sein, wie weit der Lauf die Schachbiber
noch tragen wird -- und auf welche illusteren Namen sie noch stoßen werden.