TG-Bericht 02/2006 home


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Erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte, aber trotzdem lange Gesichter

Die Schachabteilung kann bei einem Meistertitel, zwei zweiten Plätzen und einem dritten Rang auf die wohl erfolgreichste Saison ihrer Vereinsgeschichte zurückblicken. Trotzdem mischt sich aber viel Wehmut in die Erinnerungen vieler Spieler, scheiterte man doch zweimal unglücklich am Aufstieg.

Erste Mannschaft verschenkt Oberliga am letzten Spieltag

Nachdem die Erste letzte Saison mit guten Leistungen eine ausgeglichene Bilanz vorlegen konnte, aber dennoch lange um den Klassenerhalt zittern mußte, wollte sie dieses Mal alles anders machen: Erklärtes Saisonziel war, wie im TG Report berichtet, ein Platz im vorderen Drittel. Leider sollte am Ende alles anders kommen. Mit Platz 2 wurde das Saisonziel übererfüllt, von Abstieg war nie die Rede, aber glücklich war über das Abschneiden doch keiner. Der Vizemeistertitel bedeutet nämlich, daß sich die Erste ihre schlechteste Saisonplazierung ausgerechnet am letzten Spieltag eingehandelt hat und den erstmaligen Vorstoß in die dritte deutsche Liga am Ende leichtfertig verschenkt hat. Zu Saisonbeginn begannen die Biber wie die Feuerwehr. Am ersten Spieltag wurde Geheimfavorit Langenau mit einem 7:1 regelrecht überrollt, auch wenn dieser Sieg ein klein wenig zu hoch ausfiel eine beeindruckende Leistung. Im Anschluß hatte man Kirchheim mit 5:3 sicher im Griff, mußte im Anschluß allerdings den Verlust des starken Reimund Lutzenbergers an Brett 4 für den Rest der Saison verkraften. Prompt wurde es gegen Abstiegskandidat Tuttlingen in der dritten Runde ganz eng, als die Mittelachse mit Tobias Merk und Dirk Schindler ausnahmsweise keine Punkte holte. Durch starke Leistungen an den vorderen drei Brettern und schöne Partien von Frank Wohlfahrt und Oliver Rechtsteiner gewann die Erste sehr knapp, aber doch verdient mit 4,5:3,5. Damit war Biberach für die Wochen der Wahrheit gerüstet. Zunächst gastierte vor Weihnachten der alte Angstgegner und Dauerrivale Markdorf an der Riß. Im Gegensatz zu den Vorjahren wurden die Chancen aber konsequent genutzt und die Badener mit einem für sie schmeichelhaften 4,5:3,5 bezwungen. Das Neujahrstrainingslager in Schwäbisch- Gmünd brachte jedoch ebensowenig Beruhigung wie die Tabellenführung, da gegen Pfullingen zahlreiche Chancen ungenutzt blieben. Zudem durch die Grippewelle mit dem kurzfristigen Ausfall von Merk geschwächt, mußte die Erste beim Oberligaabsteiger Pfullingen eine ärgerliche 3,5:4,5 Niederlage hinnehmen. Auch in der folgenden Runde gegen das Überraschungsteam Bebenhausen II versagten die Nerven und Biberach verschenkte mit einem 4:4 einen klaren Sieg und wertvolle Punkte. Die Durststrecke schien überwunden, nachdem mit geschlossener und überzeugender Mannschaftsleistung Steinlach durch einen 6,5:1,5 Sieg in die Niederungen der Landesliga gestoßen wurde und es nur noch zweier Punkte zum eigenen Aufstieg in Oberliga bedurfte. Leider sollten die letzten beiden Mannschaftskämpfe einen katastrophalen Verlauf nehmen. Gegen den anderen eigentlichen Topfavoriten Tübingen boten die Spitzenbretter Oliver Weiß und Holger Namyslo eine gewohnt starke Leistung, danach verschenkten die Biber aber zahlreiche gute Gelegenheiten und mußten eine herbe Niederlage hinnehmen. Der einzige Tagessieg von Dirk Schindler zum 2,5:5,5 sicherte zumindest noch einen wichtigen Brettpunkt. Damit war Biberach auch vor dem letzten Spieltag noch Tabellenführer und hätte auch bei einem 4:4 noch Chancen zum Aufstieg gehabt. Jedoch sah man sich Weiler gegenüber, das im Abstiegskampf steckte und daher auf seine tschechischen Söldner zurückgriff. Biberach wehrte sich tapfer, holte an den ersten vier Brettern aber zuwenig Punkte und gab in der hinteren Hälfte überraschend zu viele ab, sodaß mit einer 3,5:4,5 Niederlage alle Hoffnung ausgeträumt schienen. Das Leiden sollte aber weitergehen, da sowohl Pfullingen als auch Markdorf ebenfalls ihre Abschlußrunden verloren. Die erneute Euphorie endete jäh, als durchsickerte, daß sich Tübingen mit einem Kantersieg gegen Kirchheim noch von Platz 4 an die Spitze katapultierte. Rückblickend boten die Biber dennoch eine starke Saisonleistung, da sie als Underdog gestartet waren und zudem stark ersatzgeschwächt nicht weniger als 13 SpielerInnen einsetzen mußten. Ausgezeichnet hat sich die Mannschaft dabei durch ein gutes "Betriebsklima" und eine geschlossene Leistungsstärke, bei der schwerlich jemand besonders herauszuheben ist: Dirk Schindler lieferte mit 6,5 Punkten aus neun Runden das stärkste fünfte Brett und die viertbeste Bilanz der Liga, Holger Namyslo, Frank Wohlfahrt (je 5,5/9) und Tobias Merk (4,5/7) stehen dem nur wenig nach. Bemerkenswert ist ebenfalls das Spitzenspieler Oliver Weiß gegen sehr starke Konkurrenz bereits seit 15 (!!) Runden ohne Niederlage blieb und mit 5 aus 9 erneut eine positive Bilanz aufweist. In der nächsten Saison soll nun der Sturmlauf ganz nach vorne führen, allerdings ist man noch immer auf der Suche nach dringend benötigtem Ersatz für Reimund Lutzenberger. Ironie der Geschichte ist übrigens, daß Weiler den neuesten Gerüchten zufolge ernsthaft erwägt, freiwillig aus der Verbandsliga zurückzuziehen, da der finanzkräftige Sponsor wohl das Budget kürzen möchte und die "Söldner" nicht mehr zu finanzieren sind.



Erneut großer Favorit und doch "nur" Vize: Die Zweite

Die zweite Mannschaft wurde zu Saisonbeginn durch den ehemaligen Kornwestheimer Verbandsligaspieler Frank Zessin verstärkt und galt – mal wieder – als großer Favorit in der Bezirksklasse. Gefährlich erschien eigentlich nur Angstgegner Langenau II. Allerdings wurde das Team um Mannschaftsführer Richard Winter gleich zu Beginn eiskalt erwischt, unterlag es doch überraschend und unverdient 3,5:4,5 in Obersulmetingen. Anschließend stotterte der Motor ein wenig, die Zweite mühte sich aber doch zum 4,5:3,5 Erfolg gegen Blaustein II. Dem folgte ein klares 5,5:2,5 im "immergrünen Duell" mit Ehingen und damit schien der Knoten geplatzt. In Runde 4 wurde Lieblingsgegner Weiße Dame Ulm II an der Riß erwartet und wie gewohnt deutlich und sicher (5,5:2,5) abgefertigt. Durch die Erfolge bestärkt, schien die Zweite für das Entscheidungsspiel gegen Langenau II gerüstet, allerdings sollte dieses zum Debakel werden. Wie stets in den letzten Jahren bekamen die Biberacher gegen ihren Angstgegner kaum einen Fuß auf den Boden und bezogen bei fünf Remis mit 2,5:5,5 eine deutliche Schlappe. Damit war der Aufstieg endgültig abgehakt. In den letzten beiden Runden hielt sich die Zweite aber dennoch schadlos und siegte sowohl gegen Jedesheim II als auch gegen Weiße Dame Ulm III jeweils mit 5:3, obwohl beide Male nur eine stark ersatzgeschwächte Biberacher Mannschaft antreten konnte. Am Ende bedeutete dies einen eigentlich erfreulichen zweiten Platz, jedoch auch einiges an Frust, weil man erneut am "ewigen" Ziel des Landesligaaufstiegs gescheitert war. Mit einer ausgeglichenen Mannschaftsleistung gelang immerhin das Kunststück mit 31,5 von 64 möglichen Brettpunkten 10 von 14 Mannschaftspunkte zu sichern. Fleißigste Punktehamster waren Neuzugang Frank Zessin (4,5/6), Rückkehrer Andreas Fischer (4,5/7), und – wie immer – Luzia Sander (4/6). Die Aussichten der zweiten Mannschaft für die neue Saison sind schwer einzuschätzen, da sehr viel davon abhängt, welche Aderlasse man für die Erste erbringen muß und ob das Potential der Mannschaft einmal vollständig und konstant abgerufen werden kann.



Die Dritte mit Geschick und guten Nerven auch im Glück

Die dritte Mannschaft war in den letzten Jahren immer sehr knapp an der Rückkehr in die Kreisklasse gescheitert und nahm in der abgelaufenen Saison mit personeller Verjüngung einen neuen Anlauf. Aus der Zweiten kehrte Jürgen Dollinger ans Spitzenbrett der Dritten zurück und an Brett 8 wurde gleich in seiner ersten Saison der junge Paul Rommee ins kalte Wasser geworfen. Der neue Schwung sollte mit einigem Zittern dann auch bis zur Meisterschaft anhalten. Wurde in der ersten Runde Aufsteiger und Lokalrivale Reute noch sicher mit 5:3 bezwungen, mühte sich das Team um Dieter Rybka in Runde 2 zu einem glücklichen 4,5:3,5 Sieg gegen Post Ulm IV, das gleich drei Bretter kampflos abgab. Dieser Warnschuß kam zur rechten Zeit und in der folgenden Begegnung überrollten die Biber Obersulmetingen II deutlich mit 6:2. Derart auf den Geschmack gekommen erstritt man sich gegen Langenau III ein umkämpftes 4,5:3,5, ehe Laupheim III mit 6,5:1,5 regelrecht deklassiert wurde. In der Vorschlußrunde sicherte sich die Dritte im direkten Duell mit Weiße Dame Ulm III nun ein knappes, aber verdientes 4,5:3,5 und damit einen letztendlich vorentscheidenden Vorsprung. Im zweiten Direktduell mit einem Aufstiegskonkurrenten durften die Biber nun 3:5 gegen Wiblingen verlieren und waren gewillt, diesen Vorteil zu nutzen. Dennoch war die Spannung am letzten Spieltag nicht zu überbieten. Wiblingen führte nach einigen Biberacher Mißgriffen und überraschenden Niederlagen schnell mit 5:1 und das nächste Remis hätte das Aus der Titelhoffnungen bedeutet. Steffen Breitfelder sorgte mit seinem sicheren Sieg für etwas Entspannung und Rybka verwandelte in einem nervenaufreibenden Herzschlagfinale doch noch seinen Vorteil zum alles entscheidenden 3:5 und in einen halben Brettpunkt Vorsprung in der Endabrechnung. Damit war der Jubel grenzenlos, der Aufstieg geschafft und die Euphorie für nächste Saison bereits groß. Im Vergleich zur Ersten zeichnete sich die Dritte durch das nötige Glück und die Nervenstärke in den entscheidenden Momenten aus und sollte in dieser Verfassung auch gute Chancen haben, die Klasse im nächsten Jahr zu halten. Ganz besonders als Leistungsträger hervorgetan haben sich Daniel Zuger und Reinhard Zielke mit je 5 Punkten aus 7 Runden am zweiten bzw. am vierten Brett.



Erfolgreiche Minimalisten: Die Vierte

Als Perspektivteam gestartet, um den Nachwuchskräften Spielpraxis zu geben, schickt sich die vierte Mannschaft immer mehr an, durch die unteren Klassen zu marschieren. Als Aufsteiger in die C-Klasse scheiterte die Mannschaft um die Oldies Walter Scherer und Herbert Körner nur knapp am Durchmarsch. Nur zu Fünft angetreten und ohne drei Körners gleich um die halbe Stammbelegschaft beraubt, ergaunerte sich die Vierte mit etwas Glück und Tücke ein trickreiches 3,5:2,5 bei Blaustein III, um danach mit noch etwas stotterndem Motor ein Unentschieden gegen Vöhringen hinnehmen zu müssen. Gegen Laichingen II fehlte zu allem Überfluß auch noch Spitzenspieler Scherer und die deutliche 5:1-Schlappe ließ eigentlich eine katastrophale Saison erwarten. Die Youngster waren jedoch bei ihrer Ehre gepackt und das Perspektivteam sollte daraufhin von Sieg zu Sieg eilen. Jedesheim IV, Berghülen III und Weiße Dame Ulm V wurden jeweils knapp, aber stets verdient mit 3,5:2,5 bezwungen und am Ende hatte die Vierte trotz "nur" 18 von 36 Brettpunkten starke 9 von 12 Mannschaftspunkte auf dem Konto. Da sich dabei auch die anderen Spitzenmannschaften im Kreis geschlagen hatten, bedeutete dies die Punktgleichheit mit Meister Laichingen II und hinter Blaustein den starken dritten Platz. Erfolgreichste Punktesammler waren neben Scherer (4/5) dieses Jahr Armand Heim und Lukas Egger (je 2,5/4). Gelingt ein besserer Saisonauftakt und können die Leistungen etwas stabilisiert werden, darf für die kommende Saison der Aufstieg in die B-Klasse sicherlich angepeilt werden.

Dirk Schindler