TG-Bericht 01/2004 home


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Biberacher Erfolge bei großen Turnieren zum Jahreswechsel

Insbesondere die Schachcracks der ersten Mannschaft scheinen sich die Kritik mangelnder Turnierhärte aus dem Rückblick auf die letzte Saison zu Herzen genommen zu haben. Die Beteiligung an den Turnieren im Sommer lag bereits deutlich höher und zu den großen Turnieren, die traditionell zum Jahreswechsel stattfinden, fanden nun ebenfalls mehr Biberach Zeit und Muße. Dabei gelangen neben dem seit Jahren sehr guten Abschneiden des unermüdlichen Holger Namyslo weitere Achtungserfolge.



Süddeutsche Amateurmeisterschaften: Namyslo qualifiziert sich erneut für Deutschlandcup

Vor zwei Jahren gewann Holger Namyslo mit 3,5 Punkten aus fünf Runden in Aalen die Süddeutsche Amateurmeisterschaft, qualifizierte sich für das deutschlandweite Finale und verpaßte als Dritter mit erneut 3,5 von 5 möglichen Punkten nur knapp den Titel „Deutscher Amateurmeister." Bei der Neuauflage zur süddeutschen Qualifikation trat vom 19. bis 21. Dezember 2003 nicht nur Namyslo als hoffnungsvoller Starter in der höchsten Wertungsklasse (DWZ > 2100) an, sondern auch seine Teamkollegen aus der ersten Mannschaft, Oliver Rechtsteiner und Adrian Stehr, versuchten, in der Klasse bis 1900 DWZ den Sprung zum Finale in Wiesbaden zu schaffen. Namyslo, Dritter der Setzliste, gewann die erste Runde und ließ einem Remis in Runde 2 sogleich einen weiteren Sieg folgen. Die Turnierentscheidung fiel in der vierten Runde. Mit den schwarzen Steinen mußte sich der Biberacher dem Turnierfavoriten Ingo Cordts geschlagen geben. Damit war der Turniersieg leider perdu, durch einen sicheren Sieg in der letzten Runde sicherte sich Namyslo aber bei erneut 3,5 Punkten mit einem halben Punkt Rückstand auf die Spitze den guten fünften Platz. Dadurch ist er auch wieder für die Deutsche Amateurmeisterschaft, die dieses Jahr im April in Wiesbaden stattfindet, qualifiziert und darf auf ein weiteres erfolgreiches Abschneiden hoffen. Ähnlich erfolgreich, am Ende aber wesentlich unglücklicher war Oliver Rechtsteiner in seiner Gruppe. Einem Remis zum Auftakt folgte ein souveräner Sieg in der zweiten Runde. Nach zwei weiteren Remis schien er aus der Spitzengruppe zu fallen, gewann aber die letzte Runde überzeugend und sicherte sich so gleichfalls 3,5 Punkte. Jedoch fehlten bei Punktgleichheit bis Platz 4 als Achter am Ende 2,5 Buchholzpunkte zur Qualifikation auf der deutschen Ebene. Dies ist besonders schade, als Rechtsteiner bei dem Turnier ungeschlagen blieb und seine Wertungszahl verbessern konnte. Einen rabenschwarzen Tag erwischte zum Auftakt Adrian Stehr, der in beiden Partien als Favorit die Waffen strecken mußte. In den restlichen drei Runden zeigte er sich jedoch gut erholt, gewann mit schönen Partien die folgenden Runden und einigte sich zum Abschluß friedlich auf Remis. Mit 2,5 Punkten belegte er am Ende Rang 22, wäre aber, ohne den Aussetzer zu Beginn, ein Kandidat für das Deutschlandfinale gewesen.

Dirk Schindler


Erfolgreiche Biber beim Weihnachtsturnier in Böblingen

Das internationale Weihnachts-Open in Böblingen feierte vom 26.12.03 bis 30.12.03 sein zwanzigjähriges Jubiläum. Wie schon im Vorjahr waren von der TG Biberach Oliver Rechtsteiner und Rainer Wohlfahrt unter den insgesamt 271 Teilnehmern vertreten und befanden sich bei immerhin sechs Großmeistern (GM), 11 Internationalen und 11 Fidemeistern (IM bzw. FM) in guter Gesellschaft. Die Setzliste sah Rechtsteiner mit einer Turnierwertungszahl von 1787 auf Position 162, sein Vereinskollege entdeckte sich auf Rang 72 mit 2127 TWZ. In der ersten Runde wurde Wohlfahrt ein deutlich schwächerer Gegner zugelost und er gewann leicht durch positionelles Spiel, während Rechtsteiner die IM Petra Schuurman vors Brett gesetzt bekam. Obwohl er ein scharfes Spiel anstrebte, umschiffte die Niederländerin die taktischen Klippen, nutzte gekonnt Felderschwächen des Biberachers aus und fuhr den vollen Punkt ein. In Runde 2 staunte Wohlfahrt nicht schlecht, als ihn der erst 11-jährige Lobmeyer (Sabt Sindelfingen) zum Kampf herausforderte. Diesem war ein glänzender Auftaktsieg gegen einen wesentlich stärkeren Gegner gelungen und daher war Vorsicht angebracht, zumal solche jungen Spieler schwer einzuschätzen sind. Doch nach einem Eröffnungsfehler des Juniors konnte Wohlfahrt schnell einen gewinnbringenden Angriff entfachen und Rechtsteiner über die Schulter schauen, der sich daran machte, die Bauernstruktur seines Gegners zu demolieren. Am Ende verbuchten beide Biberacher überzeugend Siege. Die folgende Runde musste Rainer Wohlfahrt mit Schwarz gegen FM Friedrich (SGEM Waldshut) bestreiten, der ihn in einer spanischen Nebenvariante arg ins Schwitzen brachte. Doch nach erfolgreicher Verteidigung glich Wohlfahrt aus und man einigte sich darauf, den Punkt zu teilen. Oliver Rechtsteiner hatte mit Giacopelli (Sabt Rommelsha) einen ungleich stärkeren Gegner vor sich. Dieser legte jedoch alles darauf an, die Stellung geschlossen zu halten, bis für beide Seiten kein aktiver Plan mehr zu sehen war und folgerichtig remis beschlossen wurde. Die vierte Runde spielte Wohlfahrt zunächst streng positionell, um anschließend in gegnerischer Zeitnot die Taktik zu seinen Gunsten einzusetzen. In unübersichtlicher Stellung verlor sein Gegner zuerst die Nerven, anschließend an Zeitüberschreitung. Mit dem 14-jährigen Beck (SC Bad Moos) hatte Rechtsteiner dieses Mal einen engagierten Youngster vor sich sitzen. Alle Bemühungen, eine sichere und geschlossene Stellung zu erreichen, scheiterten, als sein Gegenüber zuerst am Königsflügel und dann gewaltsam über das Zentrum einbrach und so den unrochierten König zur Aufgabe zwang. Turbulent ging die 5. Runde vonstatten. Rainer Wohlfahrt hatte gegen den IM Grooten alles andere als leichte Kost serviert bekommen, doch brachte dieser ein inkorrektes Figurenopfer, so dass ein Sieg greifbar nah schien. Unglücklicherweise fand der Biberacher am Brett die Widerlegung nicht und mußte sich einem massiven Bauernzentrum und einem tödlichen Läuferpaar ergeben, während seine Mehrfigur nur traurig zusehen konnte. In der Partie Rechtsteiner - Gabriel (Stuttgarter SF) fand man sich in einem geschlossenen Königsindisch wieder, ehe Rechtsteiner durch ein Bauernopfer unüberschaubare Verwicklungen herbeiführte. In beiderseitiger Zeitnot erzwang der Stuttgarter aber ein Remis durch Dauerschach. FM Banaszek (SF Pfullingen) wartete in Runde 6 gegen Wohlfahrt auf. In einer ruhig angelegten Partie sammelte sich der FM kleine Stellungsvorteile, so dass Wohlfahrt sich für taktische Verwicklungen und ein Bauernopfer entschied. Da der FM anscheinend gern das Überschaubare liebt, tauschte er jedoch alle Steine ab, bis endlich eine theoretische Remisstellung im Endspiel erreicht war. Erfolgreicher agierte in dieser Runde Oliver Rechtsteiner. Er bestrafte das zu passive Spiel seines Gegners und ergriff frühzeitig die Initiative. Nachdem Königsflügel und Zentrum geschlossen waren, gelang ihm ein erfolgreicher Durchbruch am Damenflügel und damit ein voller Punkt. Mit FM Bauer (SC-HP Böblingen) hatte sich Wohlfahrt in der siebten Runde mit seinem letzten Titelträger in diesem Turnier auseinander zusetzen. In einer scharfen Partieanlage mit heterogenen Rochaden nahm der Biberacher mutig ein Bauernopfer an, um sich den Rest der Partie über nur verteidigen zu dürfen. Doch tat er dies recht erfolgreich. Nachdem der Sturm vorbei war, hatten beide Seiten dasselbe Materialverhältnis in einem remisverdächtigen Endspiel, in dem man sich friedlich einigte. Den entgegengesetzten Verlauf nahm statt dessen die Partie seines Vereinskameraden. Rechtsteiner baute sich gegen Nadine Ziemann (SC Schneverdingen) eine viel versprechende Angriffsstellung auf, musste jedoch nach einer Ungenauigkeit den Ausgleich akzeptieren und nahm ebenfalls ein Remisangebot an. In der Vorschlußrunde verlor Rainer Wohlfahrt zunächst gegen Schuh (SK Minden) etwas Material, erhielt aber eine attraktive Stellung. In Zeitnot wählte er jedoch die falsche Fortsetzung und verlor schließlich im Endspiel. Eine seiner besten Partien überhaupt gelang dafür Oliver Rechtsteiner, der es sich nicht nehmen ließ, gegen den nominell stärkeren Staufenberg (SC Reutlingen) seine geliebte Sizilianisch-Igelvariante zu spielen. Der Gegner öffnete das Zentrum zu früh, so dass der Igel seine Stacheln ausfuhr, als Rechtsteiner den gegnerischen Angriff durch einen starken Sperrzug im Keim erstickte und im Gegenangriff mit feiner Kombinationsleistung entscheidendes Material und so die Partie gewann. In der letzten Runde benötigte Rechtsteiner nun unbedingt einen vollen Punkt, um den Ratingpreis bis 1800 TWZ zu erhalten. Der Punkt würde erkämpft werden müssen, da sein Gegner Werner (SC Böblingen) mit 2164 TWZ von schwerem Kaliber war. Die Partie wurde jedoch von beiden Seiten zu ambitionslos angelegt. Nach frühem Ausgleich verbrauchte der Biberacher zu viel Zeit auf der Suche nach einem aktiven Plan und übersah in Zeitnot eine taktische Drohung. Daraufhin waren leider alle Partiehoffnungen und Träume vom Ratingpreis geplatzt. Wohlfahrt setzte hingegen auf eine aggressive Eröffnung und alsbald hatte er entscheidende Vorteile gesammelt, die er zum Abschluß sicher verwertete. Die Turnierbilanz ist damit sehr positiv. Mit 5,5 Punkten und Platz 60 sowie 4,5 Punkten und Platz 137 haben sich beide TG-ler in ihrer Wertungszahl verbessert und einen deutlich besseren Platz wie in der Setzliste erzielt. Mit etwas Glück wäre bei Beiden auch noch etwas mehr drin gewesen. Das Turnier gewann übrigens GM Vladimir Baklan (USC Magdeburg) mit 8 Punkten vor GM Thomas Luther (VfL Neuklo) sowie IM Lorenz Drabke (Krefelder SK Turm), beide mit 7,5 Punkten.

Rainer Wohlfahrt


Gutes Biberacher Abschneiden beim Staufer Open 2004 in Schwäbisch Gmünd

In den letzten Jahren hielt Holger Namylso beim Staufer Open, das traditionell in Schwäbisch Gmünd während der ersten Januarwoche ausgetragen wird, äußerst erfolgreich die Fahne der Schachabteilung hoch. Vor zwei Jahren kam er mit sehr guten sechs Punkten aus neun Runden bei starken Gegnern auf einen ausgezeichneten 30. Platz, letztes Jahr gelang ihm sogar eine Steigerung auf 6,5 Punkte und Platz 24. Eine kleine Schwächephase im Mitteldrittel des Turniers kostete dabei eine noch bessere Plazierung. Dieses Jahr erhielt der Spitzenspieler der TG Verstärkung durch Adrian Stehr, der ebenfalls seinen Hut in den Ring eines großen Turniers warf. In der Setzliste rangierte Holger Namyslo bei einer ELO-Zahl von 2259 auf Platz 39, Adrian Stehr fand sich mit nationaler Wertung von 1839 auf Rang 221 von dieses Mal 371 Teilnehmern. Bislang begann Namyslo das Turnier stets furios und spielte sich in den Vorjahren stets an die Spitzentische. Heuer wurde er jedoch gleich in der ersten Runde kalt erwischt. Eine unerwartete Auftaktniederlage gegen einen deutlich schlechter Gesetzten bedeutete, daß der Biberacher das Feld von hinten aufrollen mußte und dabei Gefahr lief, wertvolle Buchholzpunkte für die Feinwertung zu verlieren. Die Aufholjagd selbst war aber beeindruckend und Namyslo fegte von der zweiten bis zur fünften Runde seine Gegner souverän vom Brett. Ein Wechselbad der Gefühle erlebte hingegen Adrian Stehr zum Turnierstart. Gegen FM Pitl (ELO 2261), Platz 38 der Setzliste, spielte er stark und sicherte sich Materialvorteil. Als der Biber aber auf ein Remis durch Dauerschach verzichtete und in Zeitnot kam, profitierte der Fidemeister von seiner Routine und gewann. Die Aufholjagd begann mit einem Sieg in Runde 2, ehe eine weitere Niederlage hingenommen werden mußte. Allerdings ließ Stehr dann zwei klare Siege gegen besser gesetzte Gegner folgen. Die sechste Runde brachte jedoch beiden Biberachern nichts Erfreuliches. Holger Namyslo traf mit IM Zude (ELO 2396), dieses Jahr 18. der Setzliste, auf sein erstes Schwergewicht und einen alten Bekannten. Im Vorjahr hatte er den damaligen 11. der Endabrechnung sicher im Griff und gewann, aber in der Neuauflage kämpfte er vergeblich und mußte die zweite Niederlage akzeptieren. Adrian Stehr mußte gegen einen ebenfalls stärkeren Gegner gleichfalls die Waffen strecken. Den Knackpunkt sollte Runde 7 bringen. Während Namyslo unbeirrt weiterspielte und einen verdienten Sieg landete, leistete sich Stehr beim Versuch, weiter Boden gut zu machen, gegen den mit ELO 2067 deutlich stärkeren Schachfreund Egle einen leichten technischen Fehler und verlor die Partie. Vom Turnierverlauf entmutigt einigte sich der Biberacher in der achten Runde auf ein friedliches Remis und mußte zum Abschluß noch eine bedauerliche Niederlage hinnehmen. Holger Namyslo gewann statt dessen auch die achte Runde ungefährdet und vergab in der letzten Runde gegen den späteren Turnierzwölften, FM Kekki (ELO 2373), den möglichen Sprung unter die Top 15. Am Ende belegte Namyslo mit 6 Punkten aus 9 Runden wegen fehlender Buchholzpunkte Platz 42, entsprach damit aber in der Turnierleistung der Setzliste und seiner Wertungszahl. Ohne die ärgerliche Niederlage zu Beginn hätte er sein sehr gutes Abschneiden sogar noch mit einem Platz unter den ersten 20 krönen können. Stehr hielt am Ende bei 3,5 Punkten auf Platz 268 und zeigte sich enttäuscht. Jedoch fehlte nur ein halber Punkt zur Setzlistenplazierung; mit etwas mehr Glück im Turnierverlauf wäre so auch eine deutlich bessere Plazierung möglich gewesen. Sein Abschneiden sollte daher Motivation sein für eine erneute Teilnahme im nächsten Jahr, die berechtigterweise auf mehr Erfolg hoffen läßt. Gewonnen hat das Turnier GM Kengis (ELO 2578) vom Bundesligisten SG Porz vor GM Burmakin (ELO 2596) und GM Baklan (ELO 2606) mit je 7,5/9, die damit in umgekehrter Reihenfolge der Setzliste einkamen.

Dirk Schindler


Neuer Internetauftritt der Schachabteilung

Mit Bedauern hat die Schachabteilung die Entscheidung des Hauptvereins aufgenommen, den Internetauftritt der TG Biberach in der bisherigen Form zu Beginn des Jahres 2004 einzustellen. Die Schachspieler schätzten die schnelle Bekanntgabe der Ereignisse und Spielberichte aus der Abteilung im Netz immer sehr und möchten dem Webmaster Charly Achberger an dieser Stelle nochmals für die sehr gute, angenehme und stets problemlose Zusammenarbeit danken. Parallel zum Auftritt auf der TG-Homepage wurde seit letztem Herbst ein weiterer Netzauftritt der Schachabteilung im Rahmen des Portals vom Württembergischen Schachverband realisiert, der nun an Bedeutung hinzugewonnen hat. Unter www.schachvereine.de/biberach-riss/ findet der interessierte Surfer nicht nur die Berichte zum Verlauf der einzelnen Mannschaftskämpfe, sondern auch zeitnah die Ergebnisse, Zwischenstände und Auslosungen der Stadtmeisterschaft. Die Seiten gewähren auch einen Einblick zu Organisationsstruktur, Ansprechpartnern und sonstigen Aktionen in und um die Schachabteilung, sowie eine kleine Anfahrtsskizze zur (mittlerweile heimischen) Übungsstätte im Stadtteilhaus Weißes Bild. Für Anregungen zu weiteren Inhalten oder Verbesserungen ist das Webteam um Frank Wohlfahrt selbstverständlich dankbar.

Dirk Schindler