WBMM 2017


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Verfasser: Dirk Schindler

TG Biberach qualifiziert sich für Deutsche Blitzmannschaftsmeisterschaft

Am Samstag, 18.3.2017, fand in Erdmannhausen die bislang mit großem Abstand am besten besetzte Württembergische Blitzmannschaftsmeisterschaft statt. Gewonnen wurde das Turnier von Zweitligameister SF Deizisau, der vom ehemaligen Vizeweltmeister Peter Leko angeführt wurde, vor Zweitligakonkurrent TSV Schönaich I und II. Hinter diesen Profiteams sicherte sich die TG Biberach I mit überragender Leistung Platz 4 und qualifizierte sich erstmals für die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Blitzschach. Die Farben des Bezirks Oberschwaben wurden darüber hinaus vom TSV Langenau und der TG II bestens vertreten.

In dem Turnier mit Starbesetzung waren alleine neun Großmeister (GM) und ein Internationaler Meister (IM) am Start. Sowohl die SF Deizisau als auch der TSV Schönaich hatten am nachfolgenden Sonntag wichtige Spiele in der Zweiten Bundesliga und daher bereits am Samstag ihre Topstars zum Blitzschach mitgebracht. Hinzu kamen zahlreiche Oberligamannschaften in Bestbesetzung. Das Feld wurde von GM Peter Leko angeführt, der 2004 erst mit einer Niederlage in der letzten Runde und bei einem Endstand von 7:7 den Weltmeisterschaftskampf gegen Titelverteidiger Wladimir Kramnik verloren hatte. Leko gehört auch 13 Jahre später noch zur Top50 der Welt. Da es beim Blitzschach mit fünf Minuten pro Spieler und Partie nicht nur auf präzises Spiel, sondern auch auf eine schnelle Auffassungsgabe, Routine und geringe Fehlerquote ankommt, sind Profispieler hier besonders im Vorteil.

Zusammen mit den GMs Maxime Lagarde, Michal Krasenkow und Philipp Schlosser lieferte sich Leko so auch für Deizisau ein Kopf-an-Kopf Rennen mit dem TSV Schönaich I (GM Marin Bosiocic, GM Ante Savic, GM Sasa Martinovic und IM Karsten Volke). Das direkte Duell endete 2:2 und am Ende wiesen beide Teams 49:1 Mannschaftspunkte auf. Während Deizisau unglaubliche 92 von 100 Brettpunkte erspielt hatte, kam Titelverteidiger Schönaich "nur" auf 89 und wurde damit Zweiter. Um Platz 3 war gleichfalls ein heißer Kampf entbrannt, den der TSV Schönaich II (auch mit zwei GMs besetzt) knapp für sich entscheiden konnte.

Bei insgesamt 41:9 Punkten waren Schönaich II, die Überraschungsmannschaft der TG Biberach I und Ausrichter SC Erdmannhausen I jeweils punktgleich. Die Profis aus Schönaich hatten mit 72,5 Brettpunkten am Ende doch die Füße auf dem Podest, dahinter klassierte sich aber schon die TG I, die mit 70,5 Brettpunkten genau einen Brettpunkt Vorsprung auf Erdmannhausen hatte. Grundlagen für den überragenden Erfolg waren ein 2:2 gegen Schönaich II und vor allem ein klarer 4:0 Kantersieg im Duell mit Oberligakonkurrent Erdmannhausen. Da Schönaich als Deutscher Vizemeister 2016 bereits für die kommende Deutsche Meisterschaft vorqualifiziert war und jeder Verein dort nur eine Mannschaft stellen darf, reichte den Schachbibern mit Bernhard Sinz, Andreas Schulze, André Fischer und Oliver Weiß Platz 4, um sich erstmals für die Deutsche Blitzmannschaftsmeisterschaft zu qualifizieren. Mit dem Erfolg wurde die TG Biberach auch quasi inoffizieller Württembergischer Amateurmeister und verwies alle Oberligakonkurrenten klar auf die Plätze.

WBMM_2017
Fotograf: Rudi Bräunig / SVW
Bewiesen schnelle Köpfchen und flinke Hände (von links):
Oliver Weiß, Andreas Schulze, André Fischer, Bernhard Sinz (sowie Holger Namyslo und Rainer Birkenmaier von der TG II)

Neben der TG I sorgte außerdem der TSV Langenau als Oberschwabenvertreter für Furore. Er hatte die allermeisten Oberligisten (u.a. Vorjahresvize SK Bebenhausen) und alle Verbandsligakonkurrenten sicher im Griff und kam mit 35:15 Punkte auf einen extrem starken sechsten Platz. Als dritte Oberschwabenmannschaft war zudem die TG II mit Holger Namyslo, Rainer Birkenmaier, Stanislav Sokratov und Tobias Merk am Start. Die zweite Biberacher Garnitur schlug sich ebenfalls sehr erfolgreich, erreichte mit 25:25 Punkten eine ausgeglichene Bilanz und klassierte sich als 14. sogar etwas besser, als die Setzliste vorausgesagt hatte. Insgesamt war es also ein ausgezeichnetes Turnier für Oberschwaben und vor allem für Biberach.

Die Stärke der Besetzung und das ganze Ausmaß der Biberacher Leistung zeigen sich auch beim Blick auf die Einzelwertungen. Am ersten Brett gewann nicht etwa Leko (22/23) sondern mit 23,5 von 25 Punkten GM Ivan Ivanisevic (Schönaich II). Der Biberacher Routinier Namyslo (TG II) reihte sich mit 15 Punkten direkt hinter den GMs auf Rang 5 der Brettwertung ein. Gleiches gilt für Schulze (17/25) an Brett 2, während Fischer am dritten Brett sogar Rang 4 erreichte und bei 19 Punkten mit GM Krasenkow auf Rang 2 punktgleich war. Diese Leistung toppte gar Oliver Weiß, der an Brett 4 mit unglaublichen 22,5 Punkten IM Volke (20/25) und GM Schlosser (19/20) in die Schranken verwies. Zwischen die Titelträger hatte sich auch noch Tobias Kölle (Kornwestheim, 19,5) gemogelt. Weiß war damit auch der einzige Spieler, der in der virtuellen Gesamtwertung in die Phalanx der Großmeister einbrechen konnte und auf Gesamtrang 4 sogar noch vor Peter Leko landete. Alle weiteren Biberacher Spieler erkämpften sich im wesentlichen ausgeglichene Bilanzen und können ebenfalls sehr zufrieden sein.