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28.06.2016

Starke Schachbiber — Vom Nachrücker zum Deutschen Vizemeister im Amateurschach

Über das lange Wochenende von Fronleichnam bis Sonntag (26.-29. Mai), trugen über 2.000 Teilnehmer in Halle an der Saale die Deutschen Amateurmeisterschaften in sechs Wertungsklassen aus. Die Biberacher Teilnehmer schlugen sich dabei ausgezeichnet und Holger Namyslo wurde in der höchsten Wertungsklasse sogar Deutscher Vizemeister.
Für die diesjährige Deutsche Schachamateurmeisterschaft hatten sich mit Andreas Schulze im A-Turnier (Wertungszahl von 2100 – 2300 DWZ) und Daniel Müller im B-Turnier (Wertungszahl von 1900 bis 2100 DWZ) zwei Spieler der TG Biberach in der Vorausscheidung direkt qualifiziert. Der langjährige Teilnehmer Holger Namyslo hatte heuer im Vorturnier die Qualifikation knapp verpaßt gehabt. Nach einigen kurzfristigen Absagen anderer Teilnehmer durfte der Biberacher Routinier aber im A-Turnier nachrücken.

In dem fünfrundigen Turnier nahm sich Namyslo ganz offensichtlich die dänische Fußballnationalmannschaft, Nachrücker bei der EM 1992, zum Vorbild, spielte groß auf und zog nur in der Partie gegen den späteren Turniersieger Thomas Höfelsauer (München/4,5 Punkte) den Kürzeren. Ausgerechnet dieses Match, live übertragen, war seine schwächste Partie; die vier klaren Siege in den anderen Runden reichten aber am Ende bei 4 Punkten aus 5 Runden zur Deutschen Vizemeisterschaft. Damit hatte Holger Namyslo zudem nur knapp das Novum verpaßt, nach seiner Deutschen Amateurmeisterschaft 2004 den Titel ein zweites Mal zu gewinnen.

Daniel Müller nahm sich im B-Finale seinen Vereinskameraden zum Vorbild, gewann ebenfalls vier Partien und mußte sich gleichfalls nur dem späteren B-Meister Bruno Kreyssig (Leipzig) geschlagen geben. Diese ausgezeichnete Leistung führte schließlich auf einen sehr starken 4. Platz. Seine Arbeiterqualitäten stellte mit Andreas Schulze der dritte Biber unter Beweis, ging er doch im Versuch, aus jeder Partie das bestmögliche Ergebnis zu holen, in nahezu jedem Wettkampf über die maximale Spieldauer von je fünf Stunden. Damit verbrachte er pro Turniertag 10 Stunden am Brett. Nach einem etwas mißglückten Auftakt wurde der Aufwand leider nur teilweise belohnt, eine ausgeglichene Bilanz sicherte Schulze (2,5/5) am Ende aber einen guten Mittelfeldplatz.

Neben den aktiven Schachbibern ließen zudem zwei ehemalige Biberacher Stammspieler ihr Können aufblitzen. Manfred Lenhardt, seit über 20 Jahren in Berlin aktiv, aber immer noch treues Mitglied der TG Biberach, holte im A-Finale drei starke Punkte aus den fünf Partien und verpaßte als punktgleicher Elfter die Top 5 nur knapp. Im B-Turnier ging ein Heimkehrer an den Start. Markus Mock war Ende der 80er, Anfang der 90er ein Schachbiber, wanderte nach dem Studium aber in die USA aus, um dort lange Jahre als Hochschuldozent und in der kalifornischen Softwareindustrie zu arbeiten. Seit kurzem ist er zurück in der deutschen Wissenschaftslandschaft, spielt nun Schach für den SK Landshut und fand sich in Halle mit zwei Siegen und einer insgesamt ausgeglichenen Bilanz in einem starken Mittelfeld wieder.

Infobox zur Deutschen Schachamateurmeisterschaft

Seit 15 Jahren richtet der Deutsche Schachbund (rd. 100.000 Mitglieder) unterhalb der „Profi-Ebene“ eine Deutsche Amateurmeisterschaft aus. Teilnahmeberechtigt sind Schachspieler mit einer Wertungszahl unter 2300 DWZ. In sechs Qualifikationsturnieren, die über ganz Deutschland verteilt sind, qualifizieren sich in jeweils sechs Wertungsgruppen die je sechs besten Teilnehmer für das Finalturnier. Bislang haben über 25.000 Schachspieler und Schachspielerinnen in den Vorrunden und den Finals teilgenommen. Das A-Finale ist immer sehr stark besetzt und hat eine nennenswerte Schnittmenge mit den deutschen Topspielern.